Heimische Tiere im Winter - Wildgänse am Niederrhein
Im ersten Teil meines Blogs „Heimische Tiere zu jeder Jahreszeit“ waren wir dem Rotwild im Königsforst auf der Spur, die sich gut im Herbst fotografieren lassen.
Nun geht es auf den Winter zu, die Tage werden kalt und kurz, auf den ersten Blick wirken sie trist, Tiere bekommt man nur selten vor die Linse.
Ganz anders sieht das am unteren Niederrhein aus. Zwischen den beschaulichen Dörfern Niel, Keeken und Kranenburg liegt die Landschaft: „Düffel-Kellener Altrhein und Flußmarschen“.
Wenn der Winter in den sibirischen und arktischen Brutgebieten der Wildgänse einsetzt, machen sie sich auf den Weg in wärmere Gefilde. Zu Zehntausenden ziehen sie an den Niederrhein, um auf den Weidenlandschaften zu überwintern. Die ersten Tiere treffen jetzt bereits ein, im Dezember ist dann Hochbetrieb.
Schon die Landschaft, in der sich die Wildgänse aufhalten, ist atemberaubend. Vor Sonnenaufgang, wenn die Felder unter feinstem Nebelschleier verborgen liegen und nur die Kopfweiden über diesen emporragen, ist es am schönsten.
Nehmt Euch Zeit, um das Gebiet zu erkunden, plant vielleicht ein verlängertes Wochenende in einer der kleinen gemütlichen Pensionen in der Region, besser noch während der Woche, denn damit entgeht ihr dem „Gänsetourismus“.
Bevor es ans Gänse fotografieren geht, habt ihr morgens Zeit, Euch den Landschaften zu widmen. Der Blick durch die Kamera gen Osten, wo sich der Horizont langsam pastell färbt, und das einsetzende Geschnatter von tausenden Gänsen fesselt jeden Betrachter.
Die kleinen Kanäle, die kreuz und quer durch die Feldlandschaften verlaufen, lassen sich prima als Linien, Diagonalen und Bildtrennungen in das Foto mit aufnehmen.
Plötzlich ist der Nebel verschwunden, die kalten Füße sind beim Anblick abertausender Gänse fast vergessen
Und damit entsteht das erste Problem! Wie soll ich bloß ein Motiv aufbauen, worauf soll ich fokussieren? Welches Objektiv eignet sich am Besten?
Recherchiert ein wenig im Internet, schaut euch die Homepages an, die sich mit den Wildgänsen beschäftigen und lasst euch von den Bildern inspirieren.
Ich persönlich mag die Fotos, die voll von Wildgänsen sind, sitzend, grasend, im Fliegen.
Je mehr, desto besser. Hierfür reicht ein Standard-Zoom, Brennweiten von 50-100mm reichen aus, um dutzende Tiere auf den Chip zu bannen.
Um den Tieren nahe zu kommen macht es Sinn, im Auto sitzen zu bleiben, denn wie bei so vielen Tieren tolerieren auch die Gänse die Anwesenheit eines PKW deutlich besser als vorbei spazierende Menschen. (Das Auto ist obligatorisch, ohne dies könnt Ihr euch kaum fortbewegen, es sei denn, Ihr wollt Rad fahren. Der öffentliche Nahverkehr ist sehr eingeschränkt)
Ich bevorzuge bei den Gänsen tiefenscharfe Bilder, damit möglichst alle Tiere scharf abgebildet sind. Jedenfalls bei Aufnahmen, auf denen unzählige Gänse auf das Foto sollen. Probiert vor Ort aus, jeder ganz nach seinem „Gusto“. Mit dem Tele sieht es natürlich auch toll aus, nur einen Kopf vor der Masse an Gänsen frei zu stellen.
Am dynamischsten sind natürlich Fotos von fliegenden Gänsen. Immer wieder heben kleinere Gruppen ab, um ihre Futterplätze zu wechseln.
Wirklich spektakulär wird es, wenn sich tausende Wildgänse gleichzeitig erheben.
Allein die Geräuschkulisse ist unvergleichbar, ganz zu schweigen vom Anblick. Eine wabernde Wand aus Gänseleibern verschleiert den Himmel.
Jetzt heißt es, schnell reagieren. Ich nutze den Nachführ-Autofokus, um die Kamera mitzuziehen und möglichst kurze Verschlusszeiten, um die Bewegungen einzufrieren.
Außerdem eine möglichst kleine Blende, damit ich genug Tiefenschärfe bekomme. An trüben Tagen heißt das also hoch mit der ISO, an klaren Wintertagen reichen Werte von 250-400 ISO.
Wer wirklich viel Zeit mitgebracht hat und bei kalten Temperaturen dennoch genug Sitzfleisch beweist, der sollte die Möglichkeit nutzen, sich gut getarnt am Feldrand zu verstecken um sogar mit dem Weitwinkelobejktiv auf Gänsejagd zu gehen.
So lassen sich Gänse in ihrem Habitat fotografieren. Im Vordergrund die Gänse, im Hintergrund die weite Landschaft, dass erzeugt eine unglaubliche Tiefe im Bild.
Die Wildgänse sind Motive sowohl für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis auf dem Gebiet der Tierfotografie, da sich so viele verschiedene Möglichkeiten bieten. Und wer nach einiger Zeit wider Erwarten genug hat von den Gänsen, der kann an den Feldrändern immer wieder Rehwild beobachten.
Auch Silberreiher sieht man regelmäßig in dieser verträumten Landschaft.
Jeden Winter zieht es mich zu diesem Spektakel in meine alte Heimat, deren Schönheit mich immer wieder aufs Neue fasziniert.
Ich wünsche euch viel Freude beim Staunen, Ausprobieren und Erleben der Wildgänse am Niederrhein.
Schaut auch beim nächsten Mal wieder rein, dann widmen wir uns den Rehen in den Weinbergen des Wonnegau!
Herzlichst,
Euer Sven Meurs
Alle hier gezeigten Fotos und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
Teil 1 "Heimische Tiere zu jeder Jahreszeit - Hirsche im Königsfort" könnt Ihr hier noch einmal nachlesen: https://www.fototv.de/blog/heimische-tiere-zu-jeder-jahreszeit
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