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Endless Bokeh III - Bokeh für Connaisseure!

Nachdem Ihr in den ersten beiden Teilen zum Thema Bokeh gesehen habt, was mit langen Telelinsen und anderen Tricks möglich ist, geht es jetzt sozusagen wieder einen Schritt zurück.

Wir werden in der Brennweite kürzer und in der Perspektive natürlicher. Dafür verwenden wir ein ultralichtstarkes Objektiv. Ihr werdet sehen, dass Fotos mit solchen Optiken einen ganz besonderen Schmelz haben.    

Schönes Bokeh mit Telebrennweite, aber oft unnatürliche Perspektive

Die lange Tüte: 70–200 auf 200 mm und auf f/2.8. Eine solche Optik zeichnet zwar den Hintergrund butterweich, aber der Effekt kann sich auch abnutzen. Die Perspektive ist einfach unnatürlich.

Bokeh mit ultralichtstarken 50 mm Linsen

Einfach mal ganz natürlich. Ein Foto mit einer Brennweite von 50 mm am Vollformat, also mit einem Bildwinkel, der dem menschlichen Auge entspricht. Die satte Unschärfe wird hier nicht durch die Teleperspektive, sondern durch die extrem weite Blende erzeugt (alle Fotos im Artikel wenn nicht anders vermerkt: Vollformat-Body und EF 50 f/1,2 auf 1,2).

Reißerische Effekte 

Lange Teleobjektive, weit geöffnet, sind die Garantie für weiche Hintergründe und das Mittel der Wahl, wenn man einen unschönen Hintergrund in der Unschärfe verschwinden lassen will. Im obigen Beispiel seht Ihr den Effekt bereits recht deutlich, aber man kann es auch noch weiter treiben. So hat Ben von Wong vor einiger Zeit ein Bokehrama mit einem 400 f/2.8 am Vollformat aufgenommen. Das Ergebnis ist auf der einen Seite interessant und sehenswert, wirkt auf der anderen Seite aber auch merkwürdig. Solche Effekte mit extremen Teles nutzen sich ähnlich schnell ab wie mit Ultraweitwinkellinsen.

Wenn man es mit schönen und sehenswerten Hintergründen zu tun hat, bieten sich eher kürzere Brennweiten an. Bekanntermaßen ist eine Brennweite von 50 mm am Vollformat recht nah am Bildwinkel des menschlichen Auges und wirkt somit natürlicher und damit auch „unaufgeregter“ und einfach angenehmer. Was spricht also dagegen, immer einmal wieder das 50er rauszuholen?

Es spricht einiges dagegen, wie Ihr sehen werdet, aber allen diesen Problemen kann man Herr werden.

Die Schattenseiten der 50er 

Wer von den übertrieben großen Bokeh Bubbles der ultralangen, lichtstarken Teles weg möchte und das gute alte Fünfziger f/1.8 wieder hervorholt, der wird schnell ernüchtert. Erstens werden die Fotos eventuell erst einmal durch die Bank unscharf und zweitens fällt das Bokeh zumindest für televerwöhnte Fotografen eher mau aus.

Beidem kann man abhelfen. Zuerst muss man sich bei diesen Optiken von der üblichen Praxis des Focus-and-Recompose trennen. Das funktioniert bei diesen kurzen Brennweiten nicht, da die Winkelfehler zu groß werden (siehe Bokeh I). Generell ist hier beim Fokussieren mehr Sorgfalt erforderlich.

Zweitens bieten die preiswerten 1,8er zwar relativ zum Geld eine tolle Leistung, können aber absolut gesehen mit hochwertigen Linsen offenblendig nicht mithalten. Da hilft nun der Wechsel zu den sagenumwobenen Schätzen wie dem Canon 50 f/1.2, dem Leica Noctilux-M 1:0,95/50 mm oder dem Voigtlänger 50 f/1.1 Nokton. Diese Objektive sind nicht nur um mehr als eine Blende lichtstärker als die preiswerten Vettern aus dem 1,8er-Lager. Sie sind darüber hinaus auch offenblendig bereits scharf.

Schärfe bei Canon 50mm f/1.8

Schärfe bei Canon 50mm f/1.2

Ein preiswertes 50er f/1,8 gegen ein rund zehnmal so teures 50 f/1.2 (beide von Canon). Nicht nur hat das 1,2er immerhin 1,17 Lichtwerte Vorsprung. Die Diagramme von slrgear.com zeigen auch weiterhin, dass nur das 1.2er offenblendig sinnvoll genutzt werden kann (Quelle: www.slrgear.com).

Ultralichtstarke 50er auf kurze Distanz

Da die Schärfentiefe von der Gegenstandsweite abhängt (siehe Bokeh I), ist es auf kurze Distanzen überhaupt kein Problem, mit einem lichtstarken 50er ausgeprägte Bokeh-Effekte zu erzielen. Hier ist es tatsächlich so, dass man manchmal eher ein wenig abblenden sollte – die genannten Vertreter liefern dank aufwändigen Blendenkonstruktionen dennoch näherungsweise runde Bubbles

Schärfentiefe bei 50 mm auf kurzer Distanz

Ausgeprägte Bokeh-Effekte mit dem 50er? Auf kurze Distanz ist das überhaupt kein Problem. Und wenn Ihr abblendet, dann bleiben zumindest bei den edleren Vertretern die Bubbles dennoch annähernd rund!

Ultralichtstarke 50er auf mittlere Distanz

Auch das funktioniert. Die Bubbles werden zwar kleiner, aber die schöne und natürliche Perspektive entschädigt dafür. Wichtig ist aber, so nah ran ans Motiv zu gehen wie möglich. In der People-Fotografie lässt man das Modell hierfür eine kompakte (sitzende, liegende) Pose einnehmen.

Bokeh bei lichtstarken 50mm Objektiven auf mittlere Distanz

Auch auf mittlere Distanz weiß die Unschärfe zu gefallen. Sie kommt nicht reißerisch, sondern einfach butterweich und angenehm rüber.

Und wenn es doch einmal etwas mehr werden soll, dann nimmt man einfach ein Bokehrama auf. :-)

Bokehrama

Darfs auch etwas mehr Unschärfe sein? Kein Problem! Dann nimmt man einfach ein Panorama (Bokehrama) auf! Hier besteht das Bild aus fünf Einzelbildern, die hochkant aufgenommen wurden. Nach dem Zuschnitt gleicht die Wirkung einer Optik mit rund 30 mm f/0.9 (siehe hierzu BrettMaxwells Online-Rechner).

Alle hier gezeigten Texte und Bilder unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

Die ersten beiden Teile von Tilos Blogserie zum Thema Bokeh könnt Ihr hier nachlesen:

Endelss Bokeh I - Die Grundlagen: https://www.fototv.de/blog/endless-bokeh-i-die-grundlagen

Endless Bokeh II - Tipps und Tricks: https://www.fototv.de/blog/endless-bokeh-ii-tricks-und-tipps

Tilos Blogbeitrag zum Thema Bokehrama findet Ihr hier:
https://www.fototv.de/blog/panoramatechnik-auch-fur-portrats-i

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Bens Bokeh-Effekt
11. Dezember 2015 - 11:06

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