Wer bestimmt das Bildverhältnis?
Jedes Foto hat ein bestimmtes Bildverhältnis, welches sich aus der Länge und der Breite zusammensetzt. Bei einigen Kameras ist dieses 4:3, bei den meisten sogar 3:2. Soweit die Theorie zu diesem Thema.
Nun kenne ich viele Fotografen, die bei den meisten ihrer Bilder an diesem Format festhalten und noch nie über etwas anderes nachgedacht haben. Einige wählen mal ein Quadrat oder ein 16:9, aber das ist schon das Höchste der Gefühle.
Ich stellte mir schon oft die Frage: “Wer bestimmt das Bildverhältnis?”. Ist es wirklich die Kamera?
Die im Folgenden gezeigten Fotos seht Ihr einmal im Originalverhältnis, wie sie aus der Kamera kamen und im dann im endgültigen Verhältnis, wie ich sie beschnitten habe.
Foto im Kamera-Bildformat 4:3
Beschnittenes Foto im Bildverhältnis 2:1
Schauen wir doch mal etwas genauer hin, wer oder was dieses Verhältnis bestimmen könnte. Die Faktoren, die ein solches beeinflussen können, sind unter anderem der Fotograf, die Kamera, das Ausgabe- oder Betrachtungsmedium oder der Bilderrahmen.
So hat beispielsweise der Computerbildschirm oftmals ein Verhältnis von 16:10, ein Tablet 16:9 oder auch 4:3, ein Standard-Bilderrahmen angelehnt an die Kameras auch 3:2 bzw. 4:3 oder sogar 1:1.
Ich bin allerdings der Meinung, dass keine der vorher genannten Faktoren die Entscheidungsgrundlage für die Wahl des Bildformats sein sollten, sondern alleine das Motiv selbst.
Foto im Kamera-Bildformat 4:3
Beschnittes Bild im Bildverhältnis 1.55:1
Warum sollten äußere Faktoren das Bildverhältnis meines Bildes beeinflussen? Können starre Bedingungen den Rahmen meiner Kreativität bilden und mich in meiner Vision einschränken? Nein.
Ginge es nach mir, so wäre jedes meiner Bilder in einem anderen, freien Bildverhältnis. Schlussendlich ist auch jedes Motiv anders und genau dieses Motiv soll perfekt und ideal ins Bild gesetzt werden.
Da muss es dem Bilderrahmen und vor allem dem Betrachter doch egal sein, wie das Verhältnis lautet. Zwar wird der Fotostream in den Social Medien nicht mehr gleichmäßig aussehen, wenn jedes Bild in einem anderen Kleid daher kommt, aber was interessiert mich das Aussehen eines Fotostreams.
Bildverhältnis 1.13:1
Ich stelle meine Kamera auf das vorgegebene Verhältnis, welches bei meiner OM-D 4:3 ist, denn auf der Straße weiß ich ja nicht, was mich erwartet. Sonst könnte ich ja schon vorher irgendetwas einstellen.
Dann sehe ich ein Motiv, gestalte dieses in der Kamera und drücke ab. Am Rechner entscheide ich dann, was oben sowie unten bzw. links oder rechts wegkommt. Ich beschneide nicht, um zu vergrößern (weil ich zu weit weg war), sondern um dem Motiv die beste Ausdrucksweise zu geben.
Und diese Entscheidung fälle ich komplett selbstbestimmt ohne eine Schablone, auf der 4:3 draufsteht. Diese Methode hat sich über die Jahre bewährt und jedes Motiv bekommt seinen individuellen Rahmen.
Bildverhältnis 1.91:1
Ich denke, mich hat das Internet zu diesem Tun veranlasst. Ich kreiere ja vorwiegend Einzelbilder und diese waren nur sehr selten Teil einer Ausstellung. Da kann man schon frei sein. Auch Serien, die formattechnisch passen sollten, mache ich fast nie.
Ich nehme es, so wie es kommt und setze da den Schnitt an, wo ich ihn für richtig halte. Warum ich bei so vielen Fotografen auf Unverständnis stoße, ist mir immer wieder ein Rätsel.
Vielleicht bin ich in meiner Denkweise und Kreativität einfach freier unterwegs und setze das um, was ich sehe und in der Art und Weise, wie ich die Dinge sehe, ohne irgendwelchen Normen und Erwartungen zu erfüllen.
Schließlich liegen alle Entscheidungen bei mir, auch die Bestimmung des Bildverhältnisses. Aber das muss jeder Fotograf für sich entscheiden.
Bildverhältnis 2.61:1
Bei den Fotos, die ich Euch hier zeige, seht Ihr den Unterschied zwischen den Bildern, wie sie aus der Kamera kamen und dem endgültigen Format, für das ich mich entschieden habe. Stellt Euch mal vor, alle diese Fotos kämen im gleichen 4:3 Verhältnis daher. Das würde nicht funktionieren, außer beim Kauf von Bilderrahmen von der Stange oder bei IKEA. Denkt einfach mal darüber nach, wie Ihr Eure Bilder beschneidet und warum es jeweils ein vorgegebenes Format ist.
Vielleicht erkennt Ihr noch mehr Potential für Eure Bilder, wenn ihr ihnen den nötigen Freiraum für ein unkonventionelles Verhältnis gebt. Und Sorgen wegen des Verhältnisses könnt Ihr Euch dann machen, wenn die nächste Ausstellung ansteht.
Bildverhältnis 1.81:1
Bildverhältnis 3:1
Bildverhältnis 1.33:1
Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
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