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Panoramatechnik – auch für Porträts I

Panoramatechnik – auch für Porträts.

Sieht nicht aus wie ein Panorama? Ist aber eines und zwar aus vier Einzelbildern. Der Vorteil ist, dass dadurch bei unverändertem Schärfeverlauf die Laternen ins Bild passen.

Mit der Panoramatechnik ein Bokehrama für Porträts erstellen

Panoramen kennt Ihr sicher und habt die Technik wahrscheinlich auch schon selbst eingesetzt. Selbst Smartphones beherrschen das mittlerweile.

Für Landschaften und Stadtansichten bieten Panoramen den Vorteil eines viel größeren Blickwinkels. Es passt mehr aufs Bild sozusagen, und wenn man Panoramen im Repertoire hat, kann man die Weitwinkeloptik auch einmal zu Hause lassen. Für Porträts werden Panoramen aktuell noch eher selten eingesetzt, dabei bieten sie auch hier einige interessante Vorteile: 

>>> PANORAMA-VORTEILE

1. Extremes Bokeh bei großem Blickwinkel

Wenn Ihr eine besonders geringe Schärfentiefe erzielen wollt, dann gelingt das mit langen (Tele-)Linsen, mit weit geöffneter Blende und mit kleiner Gegenstandsweite. Was damit unmöglich erscheint, das ist ein großer Bildwinkel bei gleichzeitig sehr geringer Schärfentiefe. Genau hier kommt die Panoramatechnik ins Spiel – man geht einfach näher ran, hat damit eine geringere Schärfentiefe und nimmt dann ein Panorama auf, um auch noch einen großen Bildwinkel zu erzielen.

Unten im Pavillon-Beispiel seht Ihr den Effekt, der auch Brenizer-Effekt oder Bokehrama genannt wird. Schaut Euch dazu auch mal den FotoTV. Film zum Brenizer-Effekt an.

2. Veränderte Perspektive

Das Phänomen ist schon weniger bekannt: Panoramen erlauben Euch auch, die Perspektive im Bild zu ändern. Im Aufhängerbeispiel hat die Szene herkömmlich fotografiert so ausgesehen:

Panoramatechnik – auch für Porträts.

Herkömmliche Aufnahme: Der Schärfeverlauf stimmt, aber die schönen Laternen bei der Alten Oper passen nicht aufs Bild.

Man sieht, dass der schöne Hintergrund einfach nicht aufs Bild passt. Abhilfe könnte hier eine weitwinkligere Optik schaffen, die es mir erlauben würde, näher ans Modell heranzutreten und gleichzeitig mehr vom Hintergrund einzufangen.

Damit die extreme Unschärfe erhalten bleibt, müsste diese Linse aber auch sehr lichtstark sein. In solchen Fällen behelfe ich mir mit einem Panorama.

Ich belasse also mein Telezoom auf bspw. 200 mm und Offenblende, trete näher ran und nehme ein kleines Panorama auf (im Beispiel aus vier Aufnahmen). Durch die veränderte Perspektive passt dann auch auf einmal mehr Hintergrund auf das Bild.

Veränderte Perspektive

Ihr wollt, dass die schönen alten Laternen ins Bild passen, aber Ihr wollt nicht auf das satte Bokeh verzichten? Piece of cake: Geht einfach näher an das Modell heran, und nehmt ein Panorama auf. Die schöne Unschärfe bleibt bestehen, und durch die Perspektivenvenänderung passt auf einmal mehr Hintergrund auf das Bild.

3. Autofokus bis in den Rand

Wer herkömmliche Phasen-Autofokus-Systeme einsetzt, der kennt das Problem: Sie reichen nicht einmal annähernd bis an den Rand. Auch hier hilft ein Panorama wieder. Fokussiert einfach mit einem der Randsensoren und stellt dann den gewünschten Bildschnitt per Panorama her!

>>> DER ABLAUF IM DETAIL

Und wie schießt man nun solch ein Panorama? Das ist eigentlich ganz einfach. Ihr fokussiert auf das Modell und macht ein Foto. Danach belasst Ihr den Fokus – wer Backbutton Focus einsetzt, nimmt hierfür den Daumen vom Knopf, wer BBF nicht verwendet, stellt an der Linse auf manuellen Fokus um. Und dann nehmt Ihr das Panorama auf.

Wichtig sind kurze Pausen zwischen den einzelnen Fotos, sonst habt Ihr Bewegungsunschärfe im Bild. Weiterhin solltet Ihr Euch nicht um die eigene Achse, sondern um die Kamera drehen, denn der Nodalpunkt befindet sich meist im Objektiv oder dicht vor dem Objektiv.

Ob das Modell hier nun noch im Bild ist oder nicht, bleibt Euch überlassen. Im ersten Beispiel habe ich das Pano mitsamt Sandra aufgenommen, im zweiten Fall habe ich Katinka aus dem Bild gebeten.

Bokehrama oder Brenizer Effekt
Katinka im botanischen Garten – hier seht Ihr das Licht-Setup (weißer Durchlichtschirm + Speedlight).

Bokehrama oder Brenizer Effekt
Katinka auf der Bank als Einzelaufnahme. So sieht das noch etwas trostlos aus, weil der schöne Hintergrund fehlt. Im Anschluss bitte ich sie aus dem Bild und mache das Panorama vom Pavillon.

Die Montage am PC ist ein wenig einfacher, wenn das Model nicht im Bild war, denn wahrscheinlich bewegt sie sich während den Aufnahmen und das muss dann später repariert werden (aus Einzelaufnahmen eingeflickt werden). Mit ein bisschen Übung ist so ein Pano aber auch mit Flickarbeiten in zwanzig Minuten fertiggestellt.

Zusammensetzen des Panoramas
Das Panorama ohne Katinka und ohne Blitz ist nun in ICE fusioniert.

Zusammensetzen des Panoramas
Das beschnittene, bearbeitete Panorama. Nun fehlen nur noch Modell und Bank und alle Bildteile, die blitzbeschienen sind.

Bokehrama
Szene samt Katinka und Bank

Ergebnisbild Bokehrama
Ergebnis

Als Software verwende ich das kostenlose Programm Microsoft ICE, weil es erstens rekordverdächtig schnell ist und zweitens auch noch geringe Ansprüche an die Ausgangsbilder stellt. Es fusioniert klaglos auch Panoramas, die aus der Hand aufgenommen wurden. Das Programm ist leider nur für Windows erhältlich. Mac-Jünger können entweder Bootcamp verwenden oder weichen auf Photoshops Bordwerkzeug oder auf Alternativen wie HUGIN aus.

Interessant ist auch der Bokehrama-Rechner von Brett Harkin: Hiermit kann man zu einem Bokehrama das äquivalente (durch das Bokehrama simulierte) Objektiv ausrechnen:

http://brettmaxwellphoto.com/Brenizer-Method-Calculation/

Alle hier gezeigten Texte und Fotos unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

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16. September 2015 - 16:41

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