Reflexionen – „Outside-Inside“
Eine der spannendsten Methoden, ein interessantes Bild auf der Straße zu machen, ist aus meiner Sicht „Outside-Inside“. Dabei nutzt man eine Glasfläche und deren Reflexionen. Man sucht sich also einen Ort, wo jemand hinter einer Scheibe sitzt.
Das kann ein Restaurant, eine Straßenbahn oder ein Bus sein. Das daraus entstehende Foto sieht manchmal aus wie eine Doppelbelichtung. Es ist auch deshalb eine dankbare Methode, weil man einer Person zwar sehr nahe kommt, durch die Glasscheibe aber einen gewissen Schutz genießt.
Außerdem kommt kaum einer auf die Idee, aus einem Restaurant zu laufen und den Fotografen zu fragen, was er denn da genau gemacht hat.
Bei einer Straßenbahn kann ich warten, bis die Türen geschlossen sind und dann habe ich 1 Sekunde Zeit, das Bild zu machen, bevor sie sich in Bewegung setzt.
Wie ist nun aber die Vorgehensweise, um so ein Bild zu bekommen? Erstens sollte das Wetter eher sonnig als regnerisch sein. Der Unterschied vom hellen Tageslicht zur eher dunklen Umgebung im Raum, wo sich die Person befindet, ist von zentraler Bedeutung. Je heller es draußen ist, umso mehr reflektiert die Scheibe.
Wichtig ist auch, dass die Person möglichst nahe an der Scheibe sitzt, denn Licht nimmt über die Distanz ab. Es gibt auch einen gewissen Kontrastverlust durch die Glasscheibe und dieser wird über die Distanz erhöht.
Natürlich sollte die Scheibe einigermaßen sauber sein, sonst wird es schwierig mit dem Autofokus. Dieser soll ja auf dem Gesicht der Person liegen und nicht auf der Glasscheibe.
Auf der Scheibe aufgeklebte Motive oder Texte können ein zusätzlicher Reiz im Bild sein.
Nachdem Ihr nun einen geeigneten Ort gefunden habt, stellt Ihr Euch frontal direkt vor die Person. Das hat zwei Gründe.
Einerseits gebt Ihr mit Eurem Körper Schatten, welcher die Reflexion verhindert. So wird die Person innen besser sichtbar. Andererseits werdet Ihr von der Person hinter der Scheibe wahrgenommen.
Das bedeutet aber auch, dass Ihr bereit sein müsst, sofort abzudrücken. Bevor Ihr Euch da hinstellt sollen alle Einstellungen gemacht und der Autofokus Punkt gesetzt sein. Ich arbeite ja eigentlich immer im P-Modus, so muss ich mir nur noch Gedanken zur Gestaltung machen und den AF-Punkt richtig setzen.
Manchmal ist es so, dass Euch die Person bereits sieht, bevor Ihr Euch positionieren könnt. Dann habt Ihr tendenziell verloren, weil das Bild dann nicht mehr authentisch zu machen ist. Es gibt aber auch Momente, da wartet Ihr und wartet Ihr, ohne dass die Person Euch bemerkt.
Da gibt es einen einfachen Tipp: "Macht Euch bemerkbar." Klopft an die Scheibe, wenn Ihr nahe genug seid. Wenn Ihr zu weit weg steht, hilft ein Steinchen.
Natürlich wäre in solchen Moment auch ein Spazierstock oder ein Selfie Stick von Nutzen. Wenn Ihr zu zweit seid, kann der eine klopfen und der andere macht das Foto.
Zusammenfassend kann Ich Euch folgende Tipps geben:
- Sucht Euch ein Motiv, welches hinter einer Glasscheibe sitzt
- Die Person soll sich möglichst nahe am Tageslicht befinden
- Je heller es außen ist, desto mehr Reflexionen gibt es
- Tragt dabei in jedem Fall möglichst dunkle (am besten schwarze) Kleidung
- Steht frontal zur Glasscheibe, um die Reflexionen zu reduzieren
- Da wo Euer Körper sichtbar ist, gibt es am wenigsten Reflexionen
- Vergesst die Bildgestaltung nicht, auch wenn eine mittige Tendenz besteht
- Wartet, bis die Person Euch bemerkt und drückt dann ab
- Bei der Nachbearbeitung braucht es mehr Kontrast, weil das Glas das Bild flau macht
Alle hier gezeigten Fotos und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
Anmerkung der Redaktion:
Wer sich in Deutschland mit Streetfotografie befasst, sollte sich über die rechtlichen Situation in Deutschland im Klaren sein. Wie man damit umgeht, muss jeder Streetfotograf für sich selbst entscheiden.
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