Reisetipp Lofoten
Atemberaubende Bergkulissen, nahezu unberührte Seen und Fjorde, faszinierendes Licht am Tage und des Nachts... all das macht die Faszination eines der Ziele aus, das heutzutage schon vielen Landschaftsfotografen ein Begriff ist: Der Lofotenarchipel im Norden Norwegens.
Abgeleitet von der geographischen Form eines Luchsfußes (Altnordisch „ló“-„foten“) besteht diese Inselkette aus über 80 bergigen Inseln, die auf einzigartige Weise wörtlich aus dem Meer ragen.
Bedingt durch die Lage 100- 300km nördlich des Polarkreises bieten die Lofoten das ganze Jahr lang sehr besondere Bedingungen. Selbst im Hochsommer scheint die Sonne die meiste Zeit des Tages in flachem Winkel und erlaubt so genau die Lichtcharakteristiken, die Landschaftsfotografen frohlocken lassen.
Je nach Jahreszeit, wird man mit ewigen Sonnenauf- und Untergängen belohnt.
Und es kommt noch besser: die Lofoten sind einer der besten Orte auf der Welt, um die spektakuläre Aurora Borealis, auch als Nordlicht bekannt, zu geniessen und abzulichten.
Was gilt es zu beachten, wo findet man die meisten spektakulären Ziele und wie kommt man überhaupt zu annehmbaren Preisen so hoch in den Norden?
Diesen Fragen möchte ich im Folgenden auf den Grund gehen!
Anreise
Spätestens dann, wenn die ersten Tagträume zur intensiven Recherche geworden sind und die Angebote diverser Fluganbieter durchforstet werden, wird eins offensichtlich:
Die Lofoten liegen ziemlich JWD (Janz weit draussen).
Sie sind nicht nur geographisch weit im Norden gelegen, sondern sie gehören zur Region Nordland, eine der am spärlichsten besiedelten Gegenden Norwegens, in der demnach auch Flughäfen rar gesäht sind.
Ebenso überschaubar sind die Flugrouten, auf denen man diese Region erreichen kann.
Alle Flüge führen über Oslo und je nach Abreiseort muss man ca. 7-15 Stunden einplanen, um die Lofoten von Deutschland aus zu erreichen.Im Winter oftmals auch mit einer Übernachtung in Oslo.
Am günstigsten sind Flüge meist bei NORWEGIAN (www.norwegian.com) zu ergattern, allerdings werden die Routen nach Nordland gerade eingeschränkt und die praktischen Ziele in Nordland werden nur noch von Berlin, Hamburg und München angeflogen. SAS (www.flysas.com) bietet auch von weiteren Städten Verbindungen an.
Außer zur Hauptreisesaison von Mai-Juli sind Flüge meist zwischen 200.- und 300.- EUR zu haben. Es lohnt sich, immer wieder nach Flügen zu gucken, da die Preise öfter schwanken.
Als passende Landepunkte in Nordland bieten sich vor allem Harstad/Evenes und Bodø an, da von beiden Städten aus die Weiterreise auf die Lofoten am einfachsten ist.
Streng genommen ist auch noch Tromsø interessant- eine Autofahrt von ca. 6 Stunden ist nötig, allerdings durch eine wunderschöne Landschaft, welche die Vorfreude nur noch steigert.
In Harstad sind am Flughafen sämtliche bekannten Autovermieter zu finden, die Preise sind typischerweise im europäischen Vergleich sehr hoch anzusiedeln, allerdings muss man das in Nordskandinavien leider in Kauf nehmen. Von Harstad dauert die Anreise auf die Lofoten ca. 2 Stunden, aus denen allerdings sehr schnell deutlich mehr werden, da die Strecke durch wunderschöne Fjorde an tollen Bergkulissen vorbeiführt und Fotostops sich geradezu aufdrängen.
Die Alternative sind Direktflüge auf die Lofoten nach Svolvaer order Leknes. Diese gibt es ab Bodø und ab Harstad bei Widerøe. Für die ca. 25 Minuten Flug muss man zwischen 50.- und 150.- EUR einplanen. Der dritte und langwierigste Weg auf die Lofoten sind Fähren ab Bodø, die Moskenes oder Svolvaer ansteuern (ca. 20-60.-EUR).
Natürlich ist auch die Anreise mit dem eigenen Fahrzeug möglich, der typische Fototrip wird aber meist per Flugzeug eingeleitet.
Klima
Wer sich die Lofoten auf der Weltkugel anguckt, denkt zuerst meist an eisige Temperaturen jenseits von Gut und Böse. Da sich die Inselkette allerdings in den Atlantik streckt und bis zu den Ausläufern des Golfstroms reicht ist hier das Klima deutlich milder als nur wenigen hunder Kilometer weiter auf dem Festland.
Im Winter reichen die Temperaturen je nach Wetterlage von ca -15°C bis 9°C und im Sommer von 3°C bis 26°C. Wind ist ein stetiger Begleiter und das sollte bei der Ausrüstung beachtet werden.
Das Wetter ist eine schwer hervorzusagende Achterbahnfahrt, stellt euch durchaus mal auf Regen, Schneeregen und Hagel ein. Meistens dies im schnellen Wechsel - im Sommer dann auch durchaus öfter mal eine ganze Woche lang nur Sonnenschein.
Fotografieren auf den Lofoten
Auf den Lofoten gibt es interessante Fotospots wie Sand am Meer. Der Blick wird vor allem von den Bergen regiert, die sich von Meereshöhe aus teils über 1000m erheben. Schroff und zerklüftet, harmonisch geformt- es gibt einfach allerlei verschiedene Gipfel, die sich als tolle Hintergründe für Bilder eignen. Vordergründe findet man je nach Jahreszeit in einer schön dynamischen und abwechslungsreichen Küstenlinie, die sehr viele weisse Sandstrände mit gar karbischer Anmutung, Klippen, Seen, Flüssen und kleinen Wäldern aus vom Wind geschundenen Birken und Sträuchern.
Im Winter dann eher entweder Schneelandschaften oder gefrorene Fjorde und Gewässer.
In dieser Vielfalt stechen trotzdem einige Orte hervor, die zum Einen leicht erreichbar sind und zum Anderen schier unglaublich schön von der Natur und teils auch den lebensfrohen dort lebenden Nordländern geformt wurden.
Reine
Auf der südlichsten der per Auto erreichbaren Inseln Moskenesøy liegt der Ort Reine. Fast surreal fotogen liegt dieser kleine von Bergen umringte Fischerort verteilt auf mehreren kleineren Inseln im Reinefjord. Im Antlitz des bizarr geformten Olstinden und des erklimmbaren Reinebringen, stechen die kleinen Fischerhütten (meist zu mieten) ins Auge und überhaupt gibt es von der schon zigtausend Male fotografierten Postkarte, bis hin zu individuelleren Motiven für Tage genug zu fotografieren.
Reine ist als Standpunkt auf den Lofoten gut geeignet, es gibt hier die größte Auswahl an Unterkünften im Süden der Inseln.
Rund um Leknes
Das südliche Handelszentrum der Lofoten auf der sehr abwechslungsreichen Insel Vestvågøy wird wohl wahrlich nicht zu den Perlen der Inseln gezählt, ist aber ein wichtiger Knotenpunkt für die Verpflegung (Einkaufsmöglichkeiten sind rar gesäht und im Winter oft geschlossen) und ist strategisch gut gelegen. Unterkünfte gibt es hier vom Hotel bis zum Campingplatz und folgende Tagestrips bieten sich an:
- Unstad (unwirklich entlegenes Örtchen mit einem bei Surfern weltweit berüchtigten Strand)
- Uttakleiv (sehr abwechslungsreicher Strand mit Vordergründen in Hülle und Fülle)
- Haukland (einzigartige karibische Anmutung selbst im Winter durch den strahlend weissen Sand auf dem Boden der Bucht)
- Stamsund (Im Hintergrund das Massiv des Vagakallen und diverse tolle Küstenszenen)
Dies sind nur die offensichtlichsten, aber es gibt noch viel zu entdecken - gerade fotografisch!
Svolvaer
Hauptstadt der Lofoten und die beste Möglichkeit zum Einkaufen, auch Campingequipment ist hier zu bekommen. Von Svolvaer aus starten auch die Touren in den Trollfjord, eines von Norwegens Wahrzeichens. Dieser spektakuläre Fjord zieht sich tief in die Bergwelt der Lofoten hinein und ist neben der Auswahl berühmt für die häufigen Sichtungen von Seeadlern und einigen Meeresbewohnern.
Diese Liste könnte man ewig weiter fortsetzen- falls ihr eine Tour auf die Lofoten plant, gibt es aber zahlreiche Informationsquellen und Landkarten (auch im deutschen Handel). Und den ganzen Spass der Planung möchte ich hier jetzt auch nicht vernichten.
Lichtverhältnisse auf den Lofoten
Die Lofoten sind für ihre spektakulären Lichtstimmungen berühmt. Einerseits ist das ganze Jahr lang durch die Klimaverhältnisse für feines Licht gesorgt - dieses ändert sich aber im Verlauf des Jahres drastisch.
Mitte Januar steigt die Sonne wieder über den Horizont hervor. Teils extrem dramatische Lichtstimmungen ziehen sich stundenlang bis zum frühen Sonnenuntergang. Die Sonnenscheindauer wird sehr schnell wieder länger, bis sich dann im April die Dunkelheit weitesgehend verabschiedet.
Von Ende Mai bis Mitte Juli scheint gar die Mitternachtssonne und man kann wörtlich die ganze Nacht durch bei besten Lichtverhältnissen fotografieren. Die Tage werden wieder kürzer.
Ende August tauchen die ersten Anzeichen des Herbstes auf, gegen Mitte September erstrahlen die Inseln in herbstlichen Farben und es ist vielleicht die beste Zeit für eine Fotoreise, denn die Temperaturen sind auch ohne Winterausrüstung erträglich und mit der länger werdenden Dunkelheit zieht die Zeit des Nordlichts herbei. Dieses Phänomen am Nachthimmel ist schon ohne Kamera einfach faszinierend und natürlich das Tüpfelchen auf dem I einer Nachtaufnahme.
Die Stürme nehmen zu und Mitte Oktober liegen die Inseln wieder weitesgehend kahl dort - es windet und regnet viel, was allerdings wieder exzellentes Licht mit sich bringt.
Es wird weiter dunkler und schnell ist Anfang Dezember erreicht, wenn die Sonne sich ein letztes mal furios verabschietet und nun bis Mitte Januar wieder unter dem Horizont bleibt.
Entgegen des verbreiteten Glaubens, die Polarnacht wäre völlig dunkel, erinnert sie in echt eher an eine dunkle und andauernde Dämmerung. Für Fotografen ist jetzt also immer noch bestes Licht und die Nächte lang, was die Chancen auf Nordlichtsichtungen erhöht.
Für den ersten Besuch auf den Lofoten bietet sich daher der September an. Die Temperaturen sind meist auch Nachts noch im positiven Bereich und die statistische Regenmenge ist relativ gering. Zusammen mit der Herbstfärbung steigen auch die Chancen von Nordlichtsichtungen wieder an und da die Urlaubsreisesaison schon lange vorbei ist, sind Unterkünfte teils vergünstigt.
Trotzdem sind noch so gut wie alle Einkaufsmöglichkeiten verrfügbar - dies ändert sich im Winter. Ausgerüstet mit guter Funktionskleidung lässt sich die Zeit sehr gut genießen und eins ist klar: Für die meisten Landschaftsfotografen wird es nicht die letzte Lofotenreise gewesen sein, denn bekanntlich haben die Lofoten einen sehr hohen Suchtfaktor.
Das war es für's erste mit den Reisetipps auf die Lofoten. Im nächsten Beitrag erzähle ich Euch dann, welche Besonderheiten im unwirtlichen Winter auf Euch warten, wie Ihr euch darauf vorbereiten könnt und welches Equipment sich besonders eignet, um Nordlichter zu fotografieren.
Bis dahin, Euer Felix.
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Wenn Ihr Euch für Landschaftsfotografie in Norwegen interessiert, dann seht Euch doch auch diesen Film an, in den Gereon Roemer über seine Landschaftsfotografien in Norwegen erzählt