Flash Bouncing II - FEL, FEC und andere Tricks
Im ersten Teil meiner Flash Bouncing Serie habt Ihr gesehen, wie Ihr auch mit einem auf die Kamera aufgesetzten Blitz ein schönes weiches Licht erzeugen könnt, indem Ihr das Licht "über die Bande spielt".
Die Blitzbelichtung wird jedoch noch zuverlässiger und damit die Ausbeute noch größer, wenn man zur Blitzspotmessung übergeht und dabei auch die Blitzbelichtungskompensation nutzt.
Ein Porträt, aufgenommen mit dem Blitz auf der Kamera (mit FEC und FEL) sowie mit einem zusätzlichen entfesselten Effektblitz, blau gefiltert, als Kicker von hinten (Model: Neleta).
I. DIE PFLICHT
Die ersten Erfolgserlebnisse beim Flash Bouncing stellen sich zwar schnell ein, aber man merkt auch nach und nach, dass beileibe nicht jeder Schuss ein Treffer ist. Man hat es ganz einfach mit sehr vielen Einflussgrößen zu tun, angefangen bei den Winkeln von der Kamera zur Wand und von der Wand zum Motiv, über die Beschaffenheit der Wand, die Position des Motivs im Bild bis hin zu der Art der TTL-Blitzbelichtungsmessung.
Bei der Wahl der Winkel sowie bei der Einschätzung, welche Fläche taugt, welche weniger, hilft nur Übung und Erfahrung.
Bei der Blitzbelichtungsmessung aber kann man sich von der Technik helfen lassen. Die Standard-Belichtungsmessmodi wie Mehrfeld oder Integral taugen zwar gut als Kompromiss wenn es schnell gehen muss, aber sie liefern beileibe nicht immer die Wunschbelichtung.
Für uns Fotografen ist dann aber leider auch das „Mitdenken“ oder „Überlisten“ dieser Methoden knifflig, weil die Hersteller die genaue Funktionsweise nicht offenlegen.
Wenn die TTL-Blitzbelichtung anders ausfällt als erwartet oder gewünscht, so kann das viele Ursachen haben. So können zum Beispiel Reflexionen in der Szene stören, oder auch ein außermittig platziertes Motiv kann Probleme machen.
FEL bzw. FV Lock und FEC
Die Lösung heißt bei Canon Flash Exposure Lock (FEL) und bei Nikon Flash Value Lock (FV Lock).
Diese Messmethode kombiniert eine enge Spotmessung mit einer anschließenden Belichtungsspeicherung. Ihr könnt also somit nicht mehr nur Focus-and-Recompose, sondern auch Meter-and-Recompose anwenden. Was jetzt nur noch fehlt, das ist das einmalige Feintrimmen der Blitzbelichtungsmessung mit der Flash Exposure Compensation (FEC).
Wie schon die herkömmliche Belichtungsmessung, so geht auch die Blitzbelichtungsmessung von einer mittelgrauen Welt aus. Bereits bei einem Menschen mit kaukasischer Haut versagt dann die Messung und belichtet unter. Das könnt Ihr aber mit einer FEC von +0,3 bis +1,0 EV korrigieren (die notwendigen Werte sind bei jedem Hersteller ein wenig anders).
Wenn das Motiv heller als Mittelgrau ist, dann kann die Blitzbelichtungsmessung beim TTL-Blitzeinsatz fehlgeleitet werden. Eine Unterbelichtung ist die Folge (Ausgangsbild: Grimous @Fotolia.de).
Der Einsatz der Blitzbelichtungskompensation FEC korrigiert die Blitzbelichtung
Wenn das Motiv sich außerhalb der Mitte befindet, wird es noch kniffliger.
Die Lösung, auch für außermittige Motive, heißt FEC + FEL.
Macht ein paar Versuche mit der eigenen Blitz-Kamera-Kombi, damit Ihr abschätzen könnt, wie die FEC reagiert und wieviel FEC denn im Regelfall (bspw. bei heller Haut) notwendig ist.
Mit etwas Glück ist dann - mit FEC und FEL - beim nächsten Shooting der erste Schuss bereits perfekt, auch wenn das Model außermittig platziert ist.
Und auch ohne Glück reichen dann ein bis zwei Testschüsse, um die notwendige FEC zu bestimmen. Und wenn der Wert dann eingestellt ist und Ihr FEL verwendet, dann sollten die Ergebnisse ab diesem Moment stets optimal sein. Schwankungen in der Belichtung treten dann nur noch auf, wenn Ihr bei der Spotmessung unterschiedliche Bereiche anmesst (bei Porträts ist es zum Beispiel empfehlenswert, das Gesicht anzumessen).
Mit den geschilderten Tricks und ein bisschen Praxis gelingen selbst mit dem Blitz auf der Kamera schöne Porträts. Die Belichtung sitzt und der gefürchtete Fahndungsfotolook geblitzter Bilder bleibt aus!
II. DIE KÜR
Wenn die Belichtung nun perfekt ist und somit das Hauptlicht steht, dann kommt vielleicht irgendwann der Wunsch auf nach einem Kantenlicht, einem Spot, einem Kicker oder ähnlichen Geschichten. Tatsächlich kann man den On-Camera-TTL-Blitz auch mit entfesselten, manuell eingestellten Blitzen kombinieren, aber es ist ein wenig tricky.
Die einfache Möglichkeit ist, als entfesselte Effektblitze Slaves zu verwenden, die eine Vorblitzunterdrückung beherrschen. Beim Yongnuo YN-560 III und seinen Verwandten aus Fernost ist dies der Modus S2.
Wenn Eure Blitze das nicht beherrschen, dann verwendet einfach FEL. Hierbei wird der Messvorblitz vom Hauptblitz getrennt, und so kann der entfesselte Blitz nachladen, wenn man dazwischen ein wenig Zeit lässt. Beide Verfahren funktionieren, aber sie funktionieren nicht besonders gut, weil hier eine Sichtverbindung zwischen Master und Slave bestehen muss.
Die raffiniertere Möglichkeit ist, dem TTL-Blitz einen kleinen Sandwich aus optischem Servo-Blitzauslöser und Funksender zur Seite zu stellen (Produktbeispiel: Yongnuo RF-602TX + Sonia Typ Grün). Dann könnt Ihr – wieder in Verbindung mit FEL – die zusätzlichen Effektblitze auch weit entfernt oder hinter einer Wand aufbauen.
Was bleibt noch zu sagen? Einen kleinen Trick habe ich noch auf Lager: Spielt auch einmal ein bisschen mit dem Weißabgleich, dann könnt Ihr leicht die Fotos sonniger oder cool-kühler gestalten.
Und wer dabei in Raw fotografiert, der geht dabei auch kein Risiko ein, weil der die Veränderung im Rawkonverter auch wieder zurücknehmen kann.
Flash Bouncing mit dem TTL-Blitz auf der Kamera kann natürlich nicht nur für Porträts, sondern auch für Food und Sachaufnahmen eingesetzt werden.
Das braucht Ihr dafür:
- eine Kamera und einen TTL-Aufsteckblitz
- das Black Foamie Thing aus dem ersten Teil
- Das Handbuch zur Kamera und zum Blitz (das braucht man, auch, um sich FEL auf einen geeigneten Knopf zu legen, bspw. auf die AF-ON- oder Sterntaste)
Teil 1: Flash Bouncing - Starkes Licht mit dem Blitz auf der Kamera
Teil 3: Flash Bouncing III - Bouncing und Gegenlicht mit dem Snoot-Projektor
Alle hier gezeigten Fotos und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
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