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Cityscapes- ein Landschaftsfotograf auf Abwegen

Als Landschaftsfotograf würde ich natürlich am liebsten Tag ein Tag aus die Ferne bereisen, mich in den Weiten der Wildnis verlieren und die Jagd nach gutem Licht zelebrieren - leider ist das dann doch nicht die Realität.

Doch auch zu Hause in der Großstadt, abseits der spektakulären Landschaften, kann man sich bestens auf den Einsatz in der Natur vorbereiten, nach seinem eigenen Stil suchen und durch Übung Abläufe einstudieren, die dann irgendwann an der richtigen Stelle „das eine“ Bild ermöglichen.

In meinem Fall ist diese Spielwiese Köln, die Domstadt am Rhein mit den liebenswert feucht-fröhlichen Einwohnern und der weltbekannten, geschichtsträchtigen Stadtkulisse.

Köln zur goldenen Stunde - Cityscapes
 „Köln zur goldenen Stunde“
 Panorama aus 13 Aufnahmen im Hochformat bei 105mm, ISO200, f11, 20“     


Anfangs bin ich eher wild in der Gegend rumgelaufen und habe wahllos fotografiert, was mir interessant genug erschien - heutzutage nähere ich mich der Stadtfotografie eigentlich mit denselben Methoden, die mir auch in der Natur erlauben, die schon vorher previsualisierten Bilder „einzusammeln“.

Päpstlicher als der Papst sehe ich dies dabei natürlich nicht, viele Bilder (und oft die besten) entstehen dann doch völlig spontan, weil irgendein Faktor sich vollkommen anders verhält als ursprünglich geplant.

Köln kommt dem Landschaftsfotografen in mir dabei in vielen Punkten sehr entgegen. Die Lage am Flussbett des Rheins bietet verschiedene (natürliche) Vordergründe und an vielen Stellen kann man noch inmitten der Stadt Grünflächen finden, die groß genug sind, um zu vergessen, dass man von Gebäuden umzingelt ist.

Stürmisches Köln
„Stürmisches Köln“, Panorama aus 7 Aufnahmen im Hochformat bei 24mm, ISO64, f11, 1/10“

Besonders gerne fotografiere ich Wetterphänomene der dramatischen Natur - bei Stürmen bin ich deshalb sehr oft draußen unterwegs.

Ein guter Regenschutz für die Kamera ist hier zu empfehlen - kurz nachdem ich das letzte Bild für dieses Panorama aufgenommen hatte, fing es dann an heftig zu regnen.

In Sachen Ausrüstung eignen sich genau dieselben Geräte wie auch in der Landschaftsfotografie.

Ich persönliche liebe Bilder mit großer Schärfentiefe und fotografiere oft morgens oder abends - demnach ist das wichtigste Stück in meiner Ausrüstung auch ein stabiles Stativ.

Wichtig ist dabei, dass es auf die genutzte Kamera-/Objektivkombination abgestimmt ist, damit auch bei stärkerem Wind wirklich knackscharfe Bilder entstehen.

Im Bereich Brennweiten bin ich zwar ein sehr weitwinkelfixierter Fotograf, doch gerade in der Stadt sind bei mir auch oft „längere“ Objektive im Einsatz, besonders zum Erstellen von großen Panoramen mit hoher Druckauflösung.

Dafür nutze ich meistens Brennweiten ab 50mm - so vermeide ich allzu starke Verzeichnung im Bild und Gebäude werden realistischer abgebildet.

Für Panoramen mit von Menschenhand geschaffenen Vordergründen, die weniger als 30 Meter entfernt sind, ist ein Nodalpunktadapter unverzichtbar - ich selber habe immer einen dabei.

In meinem Rucksack habe ich also meistens Objektive von 14mm bis 200mm, um möglichst auf alle Situationen reagieren zu können. Wenn Euch das zu viel ist, packt einfach ein Normalzoom im Bereich 24-70 ein.

Für meine Art der Fotografie arbeite ich zu 90% abgeblendet auf f8-f11, daher müssen es keine Objektive mit sehr großer Blendenöffnung sein - auch wenn dies natürlich nicht schaden kann.

Dramacolonia
„Dramaticolonia“
14mm, ISO160,  f11, 1/10“


In Köln wird es mir als Fotograf nie langweilig, je nach Sonnenstand und Wetter bieten sich immer wieder unterschiedliche Motive an. Auch der Pegel des Rheins hat riesige Auswirkungen auf das Stadtbild und die verschiedenen Möglichkeiten zum Fotografieren.

Abends am Rhein

„Abends am Rhein“
14mm, ISO64, f11, 1/80“


Meine Lieblingsgegend entlang der Poller Wiesen ändert ihr Antlitz oftmals gar täglich, vor allem im Frühling und Herbst, wenn der Pegel des Rheins eigentlich nie still steht.

Die modernen Kranhäuser im Rheinauhafen (man liebt sie oder man hasst sie), der Blick auf und von den vielen Brücken und nicht zuletzt der Kölner Dom, den man fast von ganz Köln aus irgendwo aufblitzen sieht, sind ein idealer Spielplatz zum Ausprobieren verschiedener Techniken.

Köln Kitsch
„Köln Kitsch“
Panorama aus 6 Aufnahmen im Hochformat mit 24mm Brennweite, ISO64, f11, 6“


Dieses Bild stammt aus der Rubrik "Stundenlang geplant und dann doch über den Haufen geworfen".

Eigentlich hatte ich vor, vom Rheinufer aus mit einem ausgeprägten Vordergrund zu arbeiten - als ich dann aber diese spektakuläre Wolke bemerkte, bin ich schnellstens auf die Zoobrücke geradelt und habe den Fokus voll auf die Wolkenformation gelegt.

Kurz nachdem die Aufnahme im Kasten war, hatte sich dann auch schon wieder aufgelöst..

UFO
„UFO“
14mm, ISO500, f8, 10“


Etliche Male war ich schon auf dem LVR-Turm im Deutz, in der Hoffnung auf einen tollen Sonnenuntergang - irgendwann wurde die Beharrlichkeit dann belohnt.

Um den extremen Dynamikumfang der Szene etwas besser zu bewältigen, musste ich hier drei Aufnahmen miteinander kombinieren.

Da ich mittlerweile kein großes Problem mit ausgefressenen Lichtern mehr habe, wurde dies nur auf den Bereich um die Sonne herum beschränkt.

Wenn die Sonne direkt ins Objektiv scheint, darf das meiner Meinung nach im Bild auch gerne sichtbar sein - so ist dann auch die Wärme im Bild zu spüren, die bei einer allzu perfekten Belichtung verloren gehen kann.


Cologne's finest
„Cologne´s finest“
14mm, ISO, f11, Blending aus 3 Aufnahmen (1/40, 1/10, 1/8)


Ich liebe Spiegelungen und so versuche ich auch, diese möglichst oft in ein Bild einzubauen. Ein sehr tiefer Kamerastandpunkt ermöglichte hier, die Domspitzen gespiegelt zu nutzen.

Da sich die Bewölkung für eine Langzeitbelichtung angeboten hat, war hier ein starker Graufilter im Spiel - die mehrere Minuten lange Belichtungszeit ergab dann diese leicht traumhafte Wirkung, die auch sehr gut zum Namen des Bildes passt.

Dieser ging mir schon beim Warten auf das erlösende Klicken durch den Kopf.

Kölle macht blau
 „Kölle macht blau“
 24mm, f11, ISO160, 260“, ND 3.0 Graufilter
 

Der Blick durch einen der Bögen der Südbrücke zur blauen Stunde hat immer schon eine große Faszination auf mich ausgeübt. An diesem Abend war der Rhein schon wieder weiter gesunken und fast auf Durchschnittspegel.

Um die sehr hellen Scheinwerfer unter der Brücke nicht völlig „ausgebrannt“ darzustellen, musste ich mehrere Belichtungen miteinander fusionieren. Dabei lag mein Augenmerk nur auf den ausgefressenen Bereichen, um die Anmutung der Szene nicht ins Unrealistische abgleiten zu lassen. Die zugunsten einer großen Tiefenschärfe geschlossene Blende hatte auch noch den schönen Nebeneffekt, das die Leuchten als Sterne abgebildet wurden.

Brückenblick

„Brückenblick“
16mm, ISO64, f11, Blending aus 30“, 15“, 5“

 

Brückenblick

 „Brückenblick II“
14mm, ISO64, f11, 120“


Kommt Euch das Motiv bekannt vor? Genau wie bei Landschaften achte ich darauf, meine Lieblingsmotive immer wieder zu besuchen - nur so merkt man wirklich, wie Wind und Wetter ihren Einfluss einbringen und meiner Meinung nach lässt sich nur so  nach und nach  die Seele eines Ortes portraitieren.

Schaut Euch also mal in Eurer Stadt um, auch dort findet Ihr sicher zahlreiche interessante Motive, die mit dem richtigen Licht stimmungsvolle Stadtbilder ergeben..  und denkt immer an eins:
Wenn alle nach vorne fotografieren, dreht Euch auch mal um - hinten könnte auch ein Motiv auf Euch warten...

Köln, Kranhäuser

28mm, f11, ISO125, 280“

Viel Spaß bei Euren Cityscapes!

Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

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26. Mai 2015 - 17:47

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