Blumenfotografie mal etwas anders
Als ich noch zur Schule ging und begeistert alles fotografierte, was sich irgendwie bewegte. dachte ich, Blümchenfotografie sei nur etwas für alte Herren. Mein Vater fotografierte damals mit seiner Minolta XE-1 und dem hervorragenden 100mm Makro-Rokkor hauptsächlich Blumen. Nun sind ein paar Jahre ins Land gegangen und ich ertappe mich ab und zu dabei, wie ich selbst Blumen fotografiere.
Wenn es im Frühling wärmer wird und die ersten Blumen ihre Knospen zeigen, macht es wirklich Freude, draußen zu fotografieren. Was bietet sich da mehr an, als das, was da gerade grünt und blüht, im Bild festzuhalten.
In diesem Beitrag möchte ich Euch einige Tipps geben, wie Ihr ganz unabhängig von Eurem Alter Eure Fotoausrüstung für Blumenfotos nutzen könnt, die sich von den üblichen Darstellungungen im Bestimmungsbuch unterscheiden.
Faszinierendes Weitwinkel
Das Weitwinkelobjektiv zeichnet sich durch einen großen Bildwinkel aus. Beim Superweitwinkel ist er noch größer.
Damit verbunden ist die Tatsache, dass Dinge, die nah am Objektiv sind, größer abgebildet werden als Dinge, die weiter weg sind. Je stärker das Weitwinkel ist und je kürzer der Aufnahmeabstand, desto stärker der Effekt.
Die beiden folgenden Aufnahmen sind mit dem Weitwinkelobjektiv entstanden.
Die erste mit einem 14mm Superweitwinkel bei offener Blende (2,8) an einer Vollformatkamera. Das führt den Blick auf die fokussierte Stelle und zeigt deutlich die Fülle des blühenden Baumes.
Wichtig bei Aufnahmen dieser Art ist, darauf zu achten, keinen direkten Schatten auf das Bild zu werfen, denn die Gegenstandsweite - also die Entfernung von Objektivmitte zum Gegenstand - beträgt nur etwa 10cm.
Auch bei der zweiten Aufnahme ging es um die Darstellung der Blütenfülle. Dieses Bild entstand mit dem 15mm Fischaugenobjektiv.
Auch hier war die Aufnahmedistanz sehr kurz. Die Aufnahme erfolgte bei Blende 22, um Schärfe von vorne bis hinten zu erreichen.
Lichtstarke Normalbrennweite
Die perspektivische Darstellung der Normalbrennweite ist im Gegensatz zu kurzen oder langen Brennweiten eher unspektakulär. Doch mit offener Blende lassen sich sehr schöne Impressionen einfangen.
Für gewöhnlich liegt die Naheinstellgrenze der Normalobjektive bei etwa 40-50cm. Das ist für eine Impression meist viel zu viel.
So nutze ich Zwischenringe als Verlängerung der Bildweite, so dass stärkere Nahaufnahmen möglich sind.
Je nach gewünschtem Bildausschnitt kommen die Zwischenringe einzeln oder miteinander kombiniert zum Einsatz.
Diese Aufnahme der noch geschlossenen Rosenblüte von oben entstand mit Blende 1,4.
Ebenso mit 50mm an der Vollformatkamera ist diese Profilaufnahme der Blüte gemacht. Jedoch war hier die Blende auf 1,2 geöffnet.
Ruhige Teleaufnahmen
Aufnahmen mit dem Teleobjektiv können Bilder mit flächiger Wirkung entstehen lassen. Die Bilder mit den Tulpen-Stengeln oder den weißen Tulpen-Blüten sind mit dem 85mm-Objektiv an einer Kamera mit Crop-Faktor 1,6 aufgenommen worden.
Um dennoch Tiefe ins Bild zu bringen - besonders bei noch längeren Brennweitensehr - können bewusst Bildelemente im Unschärfebereich in die Bildkomposition mit einbezogen werden, wie das Bild der Kapuzinerkresse zeigt. Eine Aufnahme, die mit 200mm gemacht wurde.
Mein Tipp zum Schluss: Auch wenn im Frühjahr die Fülle der erblühenden Natur überwältigend ist, sorgt eine ruhige Bildgestaltung und eine klare Linienführung im Bild für ein gelungenes Ergebnis.
Probiert es einfach mal aus!
Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
Schaut Euch doch auch den Film von Michael Jordan zur impressionistischen Blumenfotografie und unsere FotoTV. Filmreihe zur kreativen Naturfotografie mit Hans-Peter Schaub an: