Biometrische Passbilder leicht gemacht
Passbilder in 15 Minuten selbst erstellen, für Pass, Perso oder Führerschein
Wenn Eure Freunde und Verwandten wissen, dass Ihr eine hochwertige Kamera habt, dann geht es Euch sicher wie mir und Ihr werdet häufiger nach biometrischen Passbildern gefragt. „Kannst Du mal schnell ...“, „Ist ja für Dich kein Aufwand...“, ... „Ach, bevor ich da jetzt zum Fotoladen gehe!“ usw.usf. Das kennt Ihr sicher.
Über die Jahre habe ich ein paar Setups ausprobiert, die einfach gehalten sind und gut funktionieren. Weiterhin habe ich einen Workflow entwickelt, mit dem ich die Bilder in 15 Minuten fertigstellen und direkt auch noch online bestellen kann. Das funktioniert prima, und die Bilder wurden bisher alle vom Amt problemlos akzeptiert.
I. Fotos mit Tageslicht
Das erste Licht-Setup ist besonders einfach. Ihr braucht nur ein Fenster oder eine Balkontür bei bewölktem Himmel oder ein Nordfenster und eventuell noch ein Kamerastativ. In den Bildern seht Ihr das Setup sowie die Ergebnisse.
Ich habe für die Fotos eine relativ teure Kamera verwendet, aber die Bilder gelingen auch mit einer Kompaktkamera. Nehmt dann aber vielleicht besser ein Stativ und schaut auch, dass die (gefühlte) Brennweite nicht zu kurz ist, sonst werden die Nasen zu groß. :-)
Eine kleinbildäquivalente Brennweite von rund 80 bis 120 mm passt am besten. Im Hintergrund kann man eine hellgraue Decke aufhängen, oder, wenn man so bequem ist wie ich, einfach später mit dem Schnellauswahlwerkzeug in Photoshop den Kopf ausschneiden und dann in Photoshop (oder Elements) einen einfarbigen Hintergrund einfügen.
Für das wohl einfachste Setup für annehmbare Passbilder braucht Ihr nur ein Fenster oder eine Balkontür. Ein Nordfenster eignet sich am besten.
So sieht das Ergebnis direkt aus der Kamera aus.
Und so sieht das Foto nach dezentem Photoshopping aus. Vorsicht: Gestaltverändernde Maßnahmen wie Verflüssigen solltet Ihr vermeiden.
Jetzt lädt man einfach das Foto in die Schablone von persofoto.de und passt hier hinsichtlich Kinnlinie und Gesichtsgröße an.
Die Augen sollten exakt auf gleicher Höhe sein und im rechteckigen Bereich liegen, die Nase sollte genau auf der vertikalen Nasenlinie liegen. Der „Haaransatz“ in der Schablone kennzeichnet das Ende des Schädels
Noch ein Durchlauf. Hier wieder das Ergebnis direkt aus der Kamera.
...das Ergebnis nach dezentem Shopping,
: ... und das Bild in der Schablone.
Die Daten zu den Fotos ohne Blitz:
Canon 5D Mk III, EF 85 f/1.8 auf Blende 4.0, Av-Modus mit minus 0.33 EV, Belichtungszeit 1/80 Sekunde, ISO 640, Raw. Abhängig von den Lichtverhältnissen sollte man ein Stativ verwenden.
Zu beachten beim Einpassen in die Schablone
- Die Augen sollten exakt auf gleicher Höhe sein und im angedeuteten rechteckigen Augenbereich liegen
- Das Kinn sollte unten an der Kinnlinie liegen
- Die Nase sollte auf der vertikalen Nasenlinie liegen
- Das obere Ende des Schädels (Schädelknochens) sollte auf der Linie des „Haaransatzes“ liegen (das ist ein bisschen verwirrend gemacht, das sieht nur aus wie der Haaransatz ...)
Der Ablauf ist offensichtlich kein Hexenwerk, und die Fotos sollten mit etwas Übung in zehn bis fünfzehn Minuten aufgenommen, bearbeitet und bestellt sein. Macht beim Fotografieren lieber ein paar Fotos mehr, das kostet nichts und erhöht die Chance auf ein Gewinner-Bild, bei dem Euch sowohl der Gesichtsausdruck gefällt als auch die Augen knackscharf sind.
Und wenn Ihr einmal ohne Tageslicht solche Fotos aufnehmen wollt, dann könnt Ihr ein Speedlight einsetzen.
Keine Angst, der Aufwand bleibt auch mit Blitzlicht im Rahmen.
II. Fotos mit Blitzlicht
Ohne Tageslicht oder Nordfenster wird es ein bisschen kniffliger, aber der Aufwand hält sich dennoch in Grenzen. Ich setze einen entfesselten Aufsteckblitz auf einem Lichtstativ in einem Reflexschirm ein. Ein weißer Durchlichtschirm funktioniert auch, verteilt allerdings auch ungewolltes Licht nach hinten – die Auswahl Durchlicht- oder Reflexschirm ist von der Größe des Raumes abhängig.
Auf der anderen Seite steht ein zweites Lichtstativ mit einer Styroporgabel, auf der eine Styroporplatte als Aufheller steckt.
So sieht das Ergebnis direkt aus der Kamera aus
Und so sieht das Foto nach dezentem Photoshopping aus:
Jetzt lädt man wieder das Foto in die Schablone von persofoto.de.
Die Daten zum Beispiel mit Blitz:
Canon 5D Mk II, EF 70–200 IS II auf 88 mm und auf f/3.5, M-Modus, Belichtungszeit 1/160 Sekunde, ISO 100, Raw. Beleuchtet wird mit einem funkentfesselten manuellen Blitz YN-560, in einem Reflexschirm (Funkmodule: Yongnuo RF-602RX/TX).
Wenn Ihr dieses Setup drinnen und abends umsetzen möchtet, dann achtet bei der Positionierung der Lichtquelle einfach auf den Nasenschatten.
Der Schatten der Nase sollte nach unten fallen, die Lippe aber nicht durchschneiden.
Wenn Ihr den Blitz im Schirm direkt über der Kamera aufbaut, dann erhaltet Ihr Butterfly Light (linke Abbildung).
Wenn Ihr den Blitz nahe der Kamera aufbaut (auf rund 20..30 Grad), so erhaltet Ihr Loop Light (mittlere Abbildung).
Wenn Ihr den Blitz weiter weg aufbaut (auf rund 45 Grad von der Kameraachse), so erhaltet Ihr Rembrandt-Licht (rechte Abbildung).
Loop Light und Butterfly Light sind für unsere Zwecke die ideale Wahl, da Rembrandt-Licht zumindest für ein Passfoto zu extreme Kontraste erzeugt.
Von links nach rechts: Butterfly Light, Loop Light und Rembrandt-Licht. Für ein Passbild taugen Butterfly Light und Loop Light. Beim Rembrandt-Licht sind die Schatten zu ausgeprägt (Ausgangsbild ohne Schatten: ColorValley@Fotolia).
Was noch fehlt, das ist die Einstellung des Blitzes. Ich würde hier mit drei Strichen unter Maximum beginnen und dann auf der Basis der ersten Ergebnisse anhand des Kamera-Displays anpassen.
Wer dieses Setup besonders einfach und preiswert umsetzen möchte, der nimmt links als Lichtstativ ein altes Kamerastativ und eine Schlauchschelle, und lässt dann das Model einfach die Styroporplatte selbst in der Hand halten.
Und wer keine Funkmodule besitzt, der löst den Blitz optisch mit einem Servo-Blitzauslöser aus (zu beziehen von Kaiser; Blitze wie der YN-460/560 u.a. haben diesen aber auch bereits eingebaut, der Modus heißt hier S1 oder S2).
Hier eine besonders preiswerte Umsetzung: Blitz YN-460 (Amazon, um die 40 €), optisch entfesselt, auf einem alten Kamerastativ, mit Durchlichtschirm (Amazon, 7 €).
Der Schirm ist am Stativ mit einer Schlauchschelle befestigt. Das ist zwar nicht wirklich schön, aber es funktioniert. :-)
Biomatrische Passfotos . das braucht Ihr dafür ...
Für Fotos mit Tageslicht:
Kamera und Objektiv mit gefühlten rund 80 mm Brennweite. Evtl. Kamerastativ.
Für Fotos mit Blitzlicht:
Kamera und Objektiv mit gefühlten rund 80 mm, funk- oder opto-entfesselter Blitz, Schirm, Lichtstativ, Styroporplatte als Aufheller
Links
Biometrische Fotos für Ausweise, mitsamt Zuschnittshilfe:
http://www.persofoto.de/
Alle hier gezeigten Texte, Grafiken und Bilder unterliegen dem Urheberrecht des jeweiligen Autors
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