CWC GALLERY präsentiert: Color
15. September – 1. Dezember 2012
CWC GALLERY ⋅ Auguststraße 11–13 ⋅ 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag ⋅ 11–19 Uhr
Die CWC GALLERY freut sich, ab dem 15. September 2012 die Gruppenausstellung »Color« zu präsentieren. Die eigenkuratierte Ausstellung zeigt mit über 100 Photographien verschiedene Positionen der künstlerischen Farbphotographie und gibt mit Arbeiten von wegweisenden Künstlern wie Edward Steichen, Jeanloup Sieff, Helmut Newton, William Eggleston, Stephen Shore, Jeff Koons bis hin zu Nadav Kander, Robert Polidori oder Martin Schoeller Einblick in die Entwicklung des Umgangs und der Ästhetisierung von Farbe in der Photographie.
© MARTIN SCHOELLER, QUENTIN TARANTINO
Jenseits des bis dahin gängigen Vorgangs des Nachkolorierens von Schwarz-Weiß-Abzügen etablierte sich die Farbphotographie ab den 1930ern zuerst in der Mode- und Werbephotographie und avancierte alsbald zu einem unentbehrlichen Werkzeug für die Massenmedien und die Unterhaltungsindustrie. Farbe galt als adäquates Mittel die Welt zu schildern, wie sie in unseren Vorstellungen und Wünschen sein könnte – sie skizziert, akzentuiert und dramatisiert. Von der Reportage- und Dokumentarphotographie oftmals gemieden, begründete sich die Farbphotographie in den 1970er-Jahren als eigene Kunstform und ist heute bedeutender Bestandteil weltweiter Sammlungen, Museen und Galerien.
Den Wendepunkt in der Kulturgeschichte der Farbe in der Photographie markiert William Egglestons Ausstellung 1976 im Museum of Modern Art, in der das Kunstpublikum mit in kräftigem Coleur getauchten Innenstadtgebäuden, Interieurs und Feldern konfrontiert wurde. Nicht als zusätzliche Verspieltheit oder als Schockelement, sondern als selbstverständliche Wahrnehmungsbedingung in der Rezeption des Bildes, präsentierte Eggleston bis dato »nicht bildwürdige Motive«. Farbe wurde nicht nur vom Künstler, Motiv und Betrachter begrüßt, sie wurde obligatorisch. Der Avantgardist Eggleston beeinflusste die internationale zeitgenössische Photographie maßgeblich und inspirierte zahlreiche Photographen nachhaltig, darunter Stephen Shore, der mit seinen vorsätzlich schnappschussartigen Photographien von ländlichen Gebieten und amerikanischen Kleinstädten berühmt wurde.
© MICHEL COMTE, CARLA BRUNI, PARIS, 1996
Auch die Grenzen zwischen kommerzieller Auftragsarbeit und künstlerischer Farbphotographie verwoben sich von nun an zunehmend. Die Modeindustrie frönte ihrer Freude am farblichen Experiment und ihrer Neigung zu grellen Übertreibungen. Auch das Schaffenswerk von Helmut Newton zeichnet sich neben seiner Schwarz-Weiß-Photographie durch die Emanzipation der Farbe innerhalb der erotischen Modephotographie aus, von dem in der Ausstellung seltene Farbpolaroids zu sehen sind. Photographen wie Albert Watson oder Michel Comte wiederum setzen Farbe in ihren Photographien oftmals als dominierendes Mittel ein, um das in großflächigen Farbebenen eingebettete Bildmotiv zu einem Kunstwerk werden zu lassen, welches bis dato bekannte ästhetische Grenzen der Farbphotographie aufweicht. So photographiert Comte das Model Carla Bruni vor einfarbig-ganzflächigen Hintergründen oder koloriert Schwarz-Weiß-Abzüge im Nachhinein so nach, dass nicht nur mittels der plakativen Farbanwendung Stimmungen wie Kühle, Erotik, Spannung, Kraft oder ein bestimmter Zeitgeist suggeriert werden, sondern gar Bezüge zur Farbfeldmalerei auftreten. Der vermehrte, ungezwungene Einsatz greller Farben ist auch auf den Einfluss der Pop Art zurückzuführen. »Color« zeigt daran anlehnend mehrere Porträts des Photographen Thomas Hoepker von Andy Warhol, der sich in seiner Factory in New York hinter bunten Folien versteckt und damit seine eigene Kunst zu imitieren scheint.
Neben den Ikonen der Geschichte der Farbphotographie präsentiert die Ausstellung auch Arbeiten bedeutender junger zeitgenössischer Künstler. Wie Farbe in ihrem dezentesten aber zugleich eindringlichsten Einsatz Bildinhalte skizzieren, Stimmung erzeugen und Bildsprache prägen kann, zeigen ausgewählte Werke von Künstlern wie Jean-Baptiste Huynh oder Nadav Kander. Dessen friedliche Landschaften sind umgeben von hellen Weißtönen des Nebels, Schnees und Himmels, die eine atemberaubende Weite des Raumes erzeugen. Huynh hingegen mit seinen bis ins letzte Detail komponierten Stillleben vor schwarzem Hintergrund sensibilisiert den Betrachter für die Besonderheit und Wirkungskraft der Farbe in der Photographie. Dem kanadischen Künstler Robert Polidori gelingt es mit einer berauschenden Farbintensität, klaren und höchst ausbalancierten Konturen sowie harmonischer Eleganz die Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Schloss Versailles einzufangen, indem er die Umbauarbeiten des imposanten und geschichtsträchtigen Gebäudes nachzeichnet. Im krassen Gegensatz dazu inszeniert Russell James die berühmtesten Models der Welt in farbenprächtigen, erotischen Outfits oder vor funkelnden, bunten Großstadtsilhouetten: Farbe als Ausdruck von Energie, Erotik, Jugend, Schönheit und Vitalität. Darüber hinaus präsentiert die CWC GALLERY erstmals einige Werke von Martin Schoeller, die außerhalb seiner berühmten seriellen Porträtphotographie entstanden sind, darunter eine stimmungsvolle und gleichermaßen cineastische Photographie des Filmregisseurs Quentin Tarantino. Ebenso vertreten sind Arbeiten von Luciano Castelli, der als einer der Hauptvertreter der Künstlergruppe »Neue Wilde« gilt und u.a. bereits im Museum of Modern Art in New York und auf der Documenta IX in Kassel gezeigt wurde.
Merh Informationen gibt es unter: http://www.camerawork.de/
Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung »Color«
Anderson & Low, Tina Berning & Michelangelo Di Battista, Thomas Billhardt, Luciano Castelli, Michel Comte, William Eggleston, Nan Goldin, Burkhard von Harder, Thomas Hoepker, Jean-Baptiste Huynh, Russell James, Nadav Kander, Jeff Koons, Neil Leifer, Jean-François Lepage, Chris Levine, Ralph Mecke, Guido Mocafico, Helmut Newton, Herbert Pfennig, Robert Polidori, Bettina Rheims, Frank Rothe, Thomas Ruff, Steve Schapiro, Martin Schoeller, Stephen Shore, Jeanloup Sieff, Edward Steichen, Sam Taylor-Wood, Ellen von Unwerth, Albert Watson
4. September 2012 - 14:19
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