Poor Man’s Product Shot
Aufwändiges Licht mit nur einem Blitz - dank der Flash-Composite-Technik!
Das braucht Ihr dafür:
- eine Kamera auf einem Stativ
- einen Blitz (manuell oder TTL) mit einer Minisoftbox
- Funkmodule für den Blitz
- ein interessantes Motiv
Ein Flash Composite ist ein Bild, das aus mehreren Teilbildern zusammengesetzt ist, bei denen jeweils entweder ein anderer Bildteil beleuchtet oder auch der Blitz global anders positioniert wurde.
Stellt Euch vor, Ihr seid unterwegs und möchtet eine Szene mit Blitz fotografieren und habt nur einen Blitz dabei.
Häufig reicht das aus, aber manchmal wünscht man sich doch noch ein Kantenlicht oder ein Licht von hinten.
Wenn Ihr ein Stativ dabei habt, dann ist das kein Problem!
Die Daten zum Foto:
Canon 5D Mk II auf Stativ | EF 24–70 f/2,8 auf Brennweite 65 mm und auf Blende f/20,0 (!, für durchgängige Schärfe auch ohne Focus Stacking), M-Modus, Belichtungszeit 1/160 Sekunde, ISO 200, Raw-Format, Weißabgleich auf Blitz. Das Bild ist ein Flash Composite aus zwei geblitzten Aufnahmen.
Komponenten und Setup
Für den Composite-Trick benötigt man nur eine Kamera auf einem Stativ und einen entfesselten Blitz. Dann macht man einfach mehrere Aufnahmen, bei welchen man den Blitz in jeweils anderer Richtung in der Hand hält.
Am Ende fusioniert man die Aufnahmen in Photoshop.
Ich habe dies einmal am Beispiel eines einfachen Objektfotos für Euch durchgespielt. Das verwendete Motiv, ein Leathermans Toolkit, hat viele Seiten und Facetten und kann mit nur einem Blitz kaum wirklich spannend ausgeleuchtet werden.
Mit dem Composite-Trick ist das Foto aber rasch im Kasten.
Das Setup zum Aufhängerfoto sieht aus wie folgt:
Die Kamera steht auf einem Stativ, der Blitz ist mit einer Minisoftbox Traveller8 versehen und wird für die Fotos einfach mit der Hand über der Szene gehalten. Die andere Hand löst die Kamera aus.
Einstellungen und Aufnahme
Bei solchen Aufnahmen ist es hilfreich, zuerst einmal nach Augenschein die optimale Lichtrichtung zu untersuchen. Wenn Ihr einen Blitz mit Stroboskopfunktion oder mit Modeling Flash besitzt, könnt Ihr diesen zu einer Art Dauerlicht überreden und damit wie mit einer Taschenlampe die Szene zuerst einmal fürs Auge beleuchten.
Im Beispiel ist die Kamera mit 1/160 Sekunde so eingestellt, dass das Umgebungslicht zuverlässig ausgeblendet wird.
Die Blende ist sehr eng und bereits am Limit gewählt, um eine durchgehende Schärfe zu sichern, und die ISO-Einstellung entlastet mit ISO 200 den Blitz wieder etwas.
Der Blitz steht auf rund 1/4 der Maximalleistung, und seine Streuscheibe ist ausgeklappt, um die kleine Softbox optimal gleichmäßig zu füllen.
Macht auf jeden Fall mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Lichtwinkeln, damit Ihr später in Photoshop bei der Fusion auch ein wenig Auswahl habt.
Bildbearbeitung
Auch in Photoshop hält sich der Aufwand in Grenzen.
Die einzelnen Bilder lädt man wie folgt:
Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden
Im Anschluss setzt man die Füllmethode der oberen Ebene(n) auf Aufhellen.
Wenn notwendig, kann man dann auch noch mittels Ebenenmasken und durch eine Veränderung der Deckkräfte Anpassungen vornehmen.
Weiterhin kann man sogar den Blitzen später noch Farbfilter vorsetzen, indem man die einzelnen Ebenen in Photoshop mit Fotofiltern kombiniert.
Der Rest ist Standard: Retusche störender Schadstellen, Dodge and Burn, Ausgabeschärfung, fertig!
Der Ebenenstapel
Alle hier gezeigten Texte und Fotos unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
Zum Thema "Entfesseltes Blitzen" haben wir übrigens ein komplettes, 6-teiliges Liveset mit Martin Krolop für Euch:
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