Titelbild? EASY!
Es macht meistens sehr viel Freude, ein eigenes Foto auf die Titelseite eines Magazins zu bringen. Ärgerlich ist es aber, wenn ein besonders gutes Foto gelungen ist, dieses dann aber aufgrund irgendeiner technischen oder stilistischen Unzulänglichkeit nicht auf das Magazin-Cover kommen kann. Solche Enttäuschungen könnt ihr mit dem EASY-Prinzip verhindern.
Dieses Konzept habe ich vor kurzem auf der Messe Photokina in einem englischsprachigen Workshop vorgestellt, daher auch das englische Akronym.
Auf dem Cover der Ausgabe 11 des Good Light! Magazins findet sich ein Foto von unserem Photokina Cover-Workshop.
Das Prinzip ist einfach und folgt den folgenden vier Grundregeln:
E wie Eye-Contact
Die erste und wichtigste Regel ist der Augenkontakt. Das Modell sollte direkt in die Kamera schauen. Dies ist für ein Titelbild von großer Bedeutung.
Der potentielle Leser der Zeitschrift - oder des Magazins - soll sich von dem Cover-Foto angesprochen fühlen. Er soll den Eindruck bekommen, er werde von dem Modell direkt angesehen.
Dies macht das Bild effektiver, persönlicher und wirkungsvoller.
Und das sind exakt die Eigenschaften, die ein Foto braucht, um zu einem Titelbild zu werden.
Um den Blickkontakt zu intensivieren, kann das Modell den Oberkörper etwas nach vorne in Richtung der Kamera lehnen. Die Blickwirkung steigt dann von “ruhig, reserviert” auf “direkt, durchdringend”.
A wie Angled-Light
Die Regel Zwei ist die Beleuchtung aus einem Winkel. Wenn das Modell aus einem Winkel beleuchtet wird, von schräg oben oder von der Seite, entsteht ein dreidimensionaler Eindruck des Bildes, der für ein Titelbild-Foto besonders wichtig ist.
Sicherlich haben auch alle anderen Beleuchtungsmethoden ihre Berechtigung und ihre guten Seiten. Wird jedoch ein Titelbild gewünscht, ist die Tiefe von großer Wichtigkeit.
Dabei spielt es kaum eine Rolle, aus welchem Winkel das Licht exakt kommt. Dies kann in vollem Umfang dem Geschmack und den Vorlieben des Fotografen überlassen werden.
Hier ist der simple Aufbau, den wir für das Cover-Shooting auf der Photokina verwendet haben:
1. Modell
2. Weißer Vorhang als Hintergrund
3. Octabox (Luna) mit Indra500 Biltz auf “Manuell, 1/8th Leistung”
4. Verschiedene Kameras, 1/125, f/11, ISO 200, Funkauslöser (Atlas II)
Mit dem einfachen Aufbau gab’s prima Resultate in gerade mal 4 Minuten.
S wie Sharpness
Die Regel Drei ist die Schärfe. Das Modell auf einem Titelblatt-Foto muss vollständig scharf abgelichtet sein. Für manche Bilder mag es sinnvoll und künstlerisch angemessen erscheinen, die Schärfe-Einstellungen zu variieren. Das ist vollkommen in Ordnung und mag dem Bild seinen eigenen Charme und seine eigene Persönlichkeit geben. Als ein Titelbild-Foto ist ein solches Bild jedoch meist nicht geeignet, denn das Titelbild muss im vollen Umfang die optimale Schärfe aufweisen, um den Leser bestens ansprechen zu können.
Auf einem Cover soll das Modell i.d.R. von vorne bis hinten scharf sein.
Y wie Yield-Space
Die letzte Regel ist der freie Raum. Das Bild muss Raum um das Modell herum lassen, denn jedes Foto, das als Cover-Foto in Frage kommt, wird angepasst. Es wird auf das Format des Magazins zugeschnitten.
Es wird mit dem Logo der Zeitschrift versehen und mit den Titelüberschriften umgeben. Auf all das sollte das Bild schon von Anfang an ausgelegt sein, um für das Cover benutzbar zu bleiben.
Das EASY-Prinzip stellt sicher, dass Ihr ein Bild zu produziert, das auf einem Cover präsentiert werden könnte - und möglicherweise sogar wird.
Wenn der Hintergrund Teil des Covers sein soll, dann seid großzügig mit den Rändern, vor allem mit dem oberen Rand.
Kleiner aber wichtiger Ratschlag am Rande
Die besten und die ansprechendsten Bilder sind solche, auf denen sich das Modell wohlfühlt. Es ist daher sehr wichtig, während des Shootings mit dem Modell in Kontakt zu bleiben.
Sprecht mit dem Modell, bleibt locker und versucht dafür zu sorgen, dass das Modell in einer angenehmen, entspannten Stimmung ist.
Eine Unterhaltung über vollkommene Nebensächlichkeiten kann das Modell zum Lachen bringen oder es von sich aus eine Position einnehmen lassen, die sehr natürlich und ungezwungen aussieht.
Denkt daran, ein gelungenes Shooting ist immer das Ergebnis eines erfolgreichen Zusammenspiels zwischen dem Modell und dem Fotografen.
Noch mehr Fotos vom Cover-Workshop sowie viele weitere Tipps gibt es im Good Light! Magazine (Englisch), dem elektronischen Magazin für praktische Foto-Tips. FotoTV. Zuschauer sind herzlich eingeladen, die aktuelle Ausgabe des Magazins kostenlos zu lesen: http://www.goodlightmag.com/gift
Achim Dunker hat übrigens ein Video von meinem Coverfoto-Workshop auf der Photokina gedreht:
Video: Achim Dunker (http://Netlektionen.de)
Alle hier veröffentlichten Fotos und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
Weitere Filme zu den Themen Cover- oder Fashion-Shooting findet Ihr auch hier