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Wildnis in der Großstadt 2 - Stadttiere im Sucher

Im ersten Teil meines Blogs „Wildnis in der Großstadt“ habe ich Euch vorgestellt, wie wir die Tiere im Stadtgebiet und deren Lebensräume finden können. Heute soll es darum gehen, wie die praktische Umsetzung vor Ort am ehesten Erfolg verspricht und welche Probleme die Naturfotografie in der Stadt mit sich bringt.

Ist der Ort einmal gefunden, an dem ihr Euer Motiv einfangen wollt, geht es darum, sich so zu positionieren, dass man weder auffällt noch die Tiere stört. Denn sonst werden sie sich nicht natürlich verhalten und schnell wieder die Flucht ergreifen.

Schon entsteht das erste Problem. Ich verwende häufig einen Tarnanzug und nutze zusätzlich Camouflage farbene Stoffstücke, um mich und meine Kamera zu tarnen.

Stadttiere im Sucher - Tarnung

Wenn mich wider Erwarten jemand damit im Busch sitzen sähe, wäre er wohl zu Tode erschrocken. Daher kommt diese Methode nur äußerst selten im Stadtgebiet zum Einsatz.

Meist reicht ein getarnter Vorhang aus, den ich mir selbst aus „Flecktarnstoff“ zusammengenäht habe und den ich über die Kamera samt Objektiv und Stativ stülpe.

Damit bin ich flexibel und kann unter Umständen kriechend oder robbend meinen Standort wechseln.

Nicht jedes Stadttier ist so scheu, dass ich mich unsichtbar machen muss.    

Tiere in der Großstadt fotografieren

Aber Rehe, Dachse, Füchse & Co. mögen es gar nicht, wenn man ihnen auf die Pelle rückt.

Rehe in der Großstadt fotografieren

Schon wenn ich mir die Orte ansehe, an denen ich fotografieren möchte, suche ich mir verschiedene Positionen aus, um mich so zu verstecken, dass ich im Gegenwind sitze..

Die scheuen Tiere sind mit so guten Sinnen ausgerüstet, dass sie uns Menschen auch aus großen Distanzen wahrnehmen.

Lange bevor die Tiere auftauchen (1-2 Stunden), solltet ihr euer Versteck bezogen haben, um dann lautlos und reglos auf das Erscheinen der Tiere zu hoffen.

Der Kreativität bei der Auswahl und Tarnung Eurer Verstecke sind keine Grenzen gesetzt. Ob auf einem Baum sitzend oder hinter einem Mülleimer gekauert, wichtig ist nur, dass Ihr es Euch bequem macht, um nicht nach einer halben Stunde eingeschlafene Beine zu haben.

Schaut auch, dass Euch möglichst niemand sieht, denn mit skurriler Tarnung zieht Ihr Leute an, die Fragen stellen, laut sind und so die Tiere stören.

Unauffällige Kleidung, die mit der Umgebung verschmilzt, hilft dabei enorm. Am Besten nicht frisch gewachsen, denn „scharfe“ Gerüche mögen die Tiere überhaupt nicht.

Sucht Euch Orte, die schlecht zugänglich sind und die selten bis gar nicht von Menschen betreten werden, um Eure Verstecke einzurichten.

Das können unattraktive Orte sein, zum Beispiel unmittelbar am Straßenrand, zwischen Asphaltdecke und Leitplanke. Oder inmitten eines Brennesselfeldes, das Ihr Euch vorher präparieren könnt.

Ich baue mir oft ganz schlichte Sichtschutze aus herumliegenden Ästen und Blättern, dazu  ein Stück herumliegendes Plastik, ein paar weggeworfene Dosen und Flaschen und schon verschmilzt der Beobachtungsposten mit der Realität des Stadtbildes.

Wenn ich mich in einem meiner Verstecke eingerichtet habe, amüsiere ich mich während der Wartezeit darüber, dass Jogger, Hundebesitzer und Radfahrer unmittelbar an mir vorbei kommen und nie meine Gegenwart bemerken.

Nachdem der Trubel sich legt, beginnt die Hoffnung, dass sich die scheuen Tiere blicken lassen.

Lasst  den Finger noch vom Auslöser, wenn die Tiere erscheinen. Selbst im „Quite-Modus“ Eurer Kamera ist das Auslösegeräusch für viele Tiere störend.

Besonders aufmerksam sind die Tiere, wenn sie Abends zum ersten Mal vor dem Bau oder auf den Feldern erscheinen. Gebt ihnen etwas Zeit, um die Umgebung zu erkunden und sich in Sicherheit zu wiegen.

Beobachtet, ob die Tiere stets in Eure Richtung gucken und unsicher wirken.  

Füchse in der Großstadt fotografieren

Falls dem so ist, wartet mit dem Fotografieren. Erst wenn Ihr das Gefühl habt, die Tiere gehen ihren normalen Verhaltensweisen nach, solltet Ihr mit dem Fotografieren beginnen.

Ihr werdet schnell merken, ob sie sich vom Auslöser gestört fühlen.

Sollte dem so sein, bieten mittlerweile die meisten Kameras die Möglichkeit, zu filmen. Das ist Spitze, es macht keine Geräusche und ist für mich mittlerweile fast genauso spannend wie das Fotografieren. Außerdem hat es den großen Vorteil, auch noch bei weniger Licht ein paar Szenen aufnehmen zu können.

Deutlich wichtiger als eine gute Ausrüstung ist die Geduld. Ohne die wird man oft enttäuscht nach Hause gehen, wenn man scheue Tiere fotografieren möchte. Als kleines Beispiel kann ich hier vielleicht wieder auf mein Lieblingstier, den Fuchs, zu sprechen kommen.

Dieses Jahr bin ich etwa 25 Mal losgezogen. Frühmorgens ab vier, oder Abends ab 20.00 Uhr und habe etwa 50-60 Stunden in meinen Verstecken verbracht, um gut 10 vorzeigbare Fotos und 5 Minuten Filmmaterial machen zu können.

Tiere in freier Wildbahn fotografieren

Die Nilgänse an den zahlreichen Seen und Weihern im Stadtgebiet sind wesentlich einfacher zu fotografieren und kommen sogar neugierig bis ganz nah an die Kamera heran.

Nilgänse in der Großstadt fotografieren

Für diejenigen, die weniger Geduld und Zeit haben, gibt es aber inmitten der Stadt viele andere Tierarten, die sich so sehr an den Menschen gewöhnt haben, dass sie nicht gleich Reißaus nehmen, wenn wir Ihnen zu nahe kommen.

Stadttiere fotografieren

Wasservögel sind eher selten scheu und auch der Artenreichtum der Insekten lässt sich ohne große Geduldspiele wunderbar im Foto festhalten.

Gänse in der Stadt fotografieren

So ist für jeden Naturfotografen in der Stadt das richtige Tier dabei. Geht einfach raus und entdeckt die Natur vor der eigenen Haustüre.

Teil 1 des Blogs könnt Ihr übrigens hier noch einmal nachlesen:

„Wildnis in der Großstadt“ - Wo verstecken sich die tierischen Stadtbewohner?

Im nächsten Teil dieser Serie geht es um das Arrangement zwischen Stadtlandschaft und Tieren als Stilmittel

Gute Reise! Herzlichst, Euer Sven Meurs.  

Alle hier gezeigten Fotos und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

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8. September 2015 - 11:56

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