Macphun Focus – Konzentration auf das Wesentliche
Focus ist das vielleicht spezialisierteste Werkzeug, das Macphun Software in seinem Creative Kit für Mac anbietet. Es dient ausschließlich dazu, gezielte Unschärfe im Bild zu erzeugen. Wer jetzt gleich „braucht kein Mensch“ ruft, wird möglicherweise überrascht sein, was dieses Tool leisten kann.
Focus unterstützt den Fotografen dabei, mit kreativer Unschärfe zu arbeiten und so das wichtigste Bildelement zu betonen.
Dazu bietet Focus spezialisierte Unschärfe-Arbeitsbereiche an, um selektiven Fokus, Objektivunschärfe, Bewegungsunschärfe und Tilt-Shift-Effekte anzulegen.
Focus hat den entscheidenden Vorteil, ungeheuer einfach in der Bedienung zu sein: Die Unschärfe wird über eine Maske geregelt, die frei im Bild positioniert und in der Größe angepasst werden kann.
Porträts
Einer der häufigsten Anwendungsbereiche für Unschärfe dürfte das Bearbeiten von Porträts sein. Hier wurde die Maske der Gesichtsform angepasst. © Faces of Vegas, Model: Kayla (http://purpleport.com/portfolio/kayla/)
Dazu verschiebt Ihr einfach die Begrenzung der Maske (in unserem Beispiel im Arbeitsbereich Porträt) und könnt so beispielsweise auch ein Oval erzeugen, das genau das Gesicht in einem Porträt abdeckt. Der zweite, äußere Kreis zeigt an, wo die Unschärfe und die Vignettierung langsam ansteigen. Alles, was sich außerhalb dieser Maske befindet, wird dann mit dem in der rechten Spalte unter Weichz. eingestellten Maximalwert weichgezeichnet oder mit einer Vignette versehen.
Mit Focus lässt sich der Bildeindruck deutlich verändern. Hier wurde neben der Unschärfe auch noch eine Vignette gesetzt und der Kontrast des Hintergrundes etwas angepasst. © Faces of Vegas, Model: Kayla (http://purpleport.com/portfolio/kayla/)
Zusätzlich könnt Ihr in der rechten Spalte den Kontrast, die Sättigung und die Intensität der hellen Bildbereiche steuern. Im Abschnitt InFocus bestimmt Ihr, wie der zentrale, nicht weichgezeichnete Bereich erscheinen soll. Ihn könnt Ihr aufhellen, schärfen, mit Klarheit versehen oder etwas farbkräftiger erscheinen lassen.
Bewegungsunschärfe
Über eine zusätzliche Bewegungsunschärfe lässt sich mehr Dynamik ins Bild bringen. © Faces of Vegas, Model: Sarah (https://www.model-kartei.de/sedcards/model/39759/sarah/)
In der rechten Spalte findet Ihr auch den Abschnitt Bewegung mit seinen zwei Reglern Betrag und Twist, um Bewegungsunschärfe anzulegen. Betrag steuert dabei die Intensität, während über Twist die Drehung geregelt wird.
Wie auch die anderen Programme aus dem Creative Kit lässt sich Focus als eigenständige Anwendung ebenso einsetzen wie auch als Plug-in für Adobe Photoshop, Lightroom und Apple Aperture und erspart damit in vielen Fällen das Herumsuchen nach dem passenden Werkzeug in Photoshop.
Die Arbeitsbereiche von Focus sind übersichtlich am oberen Rand angeordnet und selbsterklärend. © Faces of Vegas
Angenehm an der Arbeit mit Focus ist, dass das Programm für die Arbeitsbereiche Portrait, Natur, Architektur, Makro und Tilt-Shift vorkonfigurierte Blendeneinstellungen anbietet, die hervorragend als Ausgangspunkt für eigene kreative Unschärfen geeignet sind.
Hier startet man, im Gegensatz zur Arbeit in Photoshop, nicht bei Null, sondern sieht auf den ersten Blick, welche Wirkung die gewählte Unschärfe im Bild haben kann. Danach reicht es aus, den Effekt noch ein wenig anzupassen, beispielsweise, indem man die Größe des Unschärfebereichs verändert, den Grad der Weichzeichnung festlegt oder eine Vignettierung hinzufügt.
Landschaftsaufnahmen
Landschaftsaufnahmen lassen sich in Focus deutlich aufwerten. Hilfreich ist hier, das neben der Weichzeichnung auch Kontraste, Klarheit und Sättigung justiert werden können. © Faces of Vegas
Neben der typischen Maske für die Objektivunschärfe, die sich in Porträt findet, bietet Natur einen gespiegelten Unschärfeverlauf, der beliebig im Bild verschoben und gekippt werden kann. Die Breite der Unschärfe lässt sich intuitiv durch das Verschieben der Maskenbegrenzung anpassen. Das Ergebnis ist unmittelbar im Vorschaufenster zu sehen.
Die Regler in der rechten Spalte sind dabei weitgehend identisch mit denen der anderen Arbeitsbereiche, man muss sich also nicht an komplett neue Einstellungen gewöhnen.
Architektur
Die Grenze zwischen Natur und Architektur ist fließend – letztlich hängt es vom Motiv und dem persönlichen Geschmack ab, welche Voreinstellung für das gewählte Motiv sinnvoller ist. © Faces of Vegas
Architektur entspricht in der Bedienung Natur, präsentiert sich aber mit anderen Voreinstellungen. Je nach Aufnahme kann man die Maske hochkant, quer oder in einem beliebigen Winkel gekippt einsetzen.
Die Architektur-Maske lässt sich beliebig im Bild positionieren und kann auch rotiert werden. Hier wurde nur ganz dezent der Fokus auf den Wasserturm gelenkt, der zusätzlich etwas aufgehellt und geschärft wurde. © Faces of Vegas
Macro
Macro nutzt eine radiale Unschärfe, wobei die Voreinstellung darauf abgestimmt ist, sehr deutlich auf den zentralen Bereich zu fokussieren. Diese Voreinstellung ist, wie unser Beispiel zeigt, längst nicht nur für Makros geeignet.
Mit dem Radial-Filter von Macro lassen sich nicht nur Bilddetails hervorheben, sondern über die Bewegungsunschärfe auch etwas Dynamik ins Bild bringen. © Faces of Vegas
Miniatureffekt
Einer der beliebtesten Effekte dürfte wohl der „Spielzeugwelt-Look“ sein, den man über die Simulation eines Tilt-Shift-Objektivs erreicht. Hier wird ein Streifen des Bildes deutlich scharf dargestellt, während die Schärfe dann außerhalb dieses Bereiches relativ zügig abfällt.
Der „Spielzeug-Look“ ist mit Tilt-Shift-Objektiv schnell angelegt. Die Voreinstellung ist für die meisten Fälle bereits ausreichend. © Faces of Vegas
Die Wirkung des Effekts hängt stark vom gewählten Motiv ab, kann aber aber sehr spannend ausfallen.
Mit Tilt-Shift-Objektiv kann man eher schlichte Aufnahmen deutlich interessanter gestalten. © Faces of Vegas
Wenn Euch die voreigenstellten Formen nicht ausreichen, findet hr in Focus auch noch den Arbeitsbereich Eigene. Hier könnt Ihr Bildbereiche mit einem Pinsel maskieren, um die Unschärfe passgenau anzuwenden.
Der Vorteil des Arbeitsbereichs Eigene ist es, selbst eine Maske ins Bild malen zu können. © Faces of Vegas
Übermalt mit dem Pinsel einfach den Bereich im Foto, der scharf erscheinen soll – jetzt könnt Ihr über die Regler in der Werkzeugspalte die Unschärfe steuern und den fokussierten Bereich bei Bedarf noch in Kontrast, Schärfe, Klarheit und Helligkeit anpassen.
Eigene ist die Einstellung, die die größte Flexibilität bietet. Mit ihr können auch komplexere Formen bearbeitet werden. © Faces of Vegas
Focus lässt sich auch als Standalone-Programm nutzen. Hier könnt ihr dann auch direkt RAW-Formate vieler beliebter Kameras (.NEF, .CR2, .DNG, .ORF etc.) über den nativen RAW-Prozessor öffnen. Ein weiteres Feature der Standalone-Version ist die Möglichkeit, die bearbeiteten Aufnahmen direkt in sozialen Medien präsentieren zu können.
Außerdem ist Focus recht gut in den bestehenden Foto-Workflow einzubinden: Ihr könnt eure Fotos nicht nur in gängige Bildformate exportieren, sondern sie auch an Aperture, iPhoto, Photoshop, Lightroom oder die anderen Macphun-Produkte aus dem Creative Kit übergeben.
Macphun Software
Focus ist in zwei Versionen erhältlich: als Focus 2 exklusiv über den Mac App Store für 14,99 Euro und als Downloadversion Focus über den Macphun Webstore für 54,99 Euro (inkl. MwSt.). Die Webstore-Version ist als Standalone sowie Plug-in für Adobe Photoshop (ab CS5), Adobe Lightroom (ab Lightroom 4), Photoshop Elements 10 – 14 und Apple Aperture 3.2 einsetzbar und kann als Erweiterung in Apples Foto-App (ab OS X 10.11) eingebunden werden.
Focus ist auch Bestandteil des Creative Kit Bundle, das zusätzlich Tonality, Intensify, Noiseless, Snapheal und FX Photo Studio beinhaltet und zum Preis von 119.99 Euro (inkl. MwSt.) im Macphun Webstore erhältlich ist.
Focus ist kompatibel mit Mac OS 10.9 und höher und läuft auf iMac / MacBook Pro / MacBook Air / Mac Pro / Mac Mini Ende 2009 oder später. Das Programm benötigt mindestens 4GB RAM und 512 MB Graphic RAM.
Alle hier gezeigten Texte und Bilder unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
Weitere Blogbeiträge von Torsten zu den Apps des Macphun Creative Kits könnt Ihr hier nochmal nachlesen.
Macphun Intensify - Fotos mit Biss
Grandioses Schwarz-Weiß mit Tonality
Noiseless - Raus mit dem Rauschen
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