Fotografie sammeln - wie es (auch) sein soll
Ich gebe es zu - ich habe ein Sammler-Gen und eine Liebe zur Fotokunst und beides zusammen führt dazu, dass ich einige hundert Fotos besitze. Nur, dass ich mir leider keine bekannten Fotokünstler in dieser Menge leisten kann.... Daher habe ich in den letzten Jahren eher Fotos auf Flohmärkten gekauft.
Wenn ich mit älteren Semestern von Fotobegeisterten spreche, dann erinnern die sich regelmäßig daran, dass man früher für 50 Dollar von einem Fotografen XY, der heute in allen großen Museen dieser Welt hängt Prints von ihm selbst kaufen konnte oder gar geschenkt bekam, wenn man mal einen Abend ein paar Runden ausgegeben hat.
Selbst wenn heute 50 Dollar nicht mehr das sind, was sie mal waren, so muss doch in der Zwischenzeit etwas passiert sein, dass es heute nicht mehr möglich ist, sich Fotos für kleines Geld zu leisten.
Fotografie ist inzwischen im Kunstmarkt angekommen
Woran liegt das? Nun, Fotografie ist einfach als Kunst mittlerweile anerkannt und damit auch im Kunstmarkt angekommen. Galerien, Auktionshäuser und Museen haben Fotografie als ein lukratives Geschäft erkannt und haben ihr die üblichen Kunstmarktparameter verpasst:
- Limitierte Auflagen
- große Formate
- nur was teuer ist, kann gut sein - hohe Preise und Wertsteigerung
Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden. All diese Menschen wollen verdienen und tun auch etwas dafür, die Künstler bekannter zu machen.
Was für mich aber auf der Strecke geblieben ist, sind sehr wesentliche Eigenschaften der Fotografie:
- Fotos sind per definitionem reproduzierbar. Ihre Auflagen zu limitieren, ist daher fast etwas Artfremdes, denn sie sind ja eben keine Ölgemälde.
- Jahrzehntelang war Fotografie auf die Größe des Negativs beschränkt, bis der Vergrößerer erfunden wurde. Selbst mit diesem waren Formate noch eingeschränkt. Spätestens mit der Digitalfotografie und großen Belichtungsstraßen ist dieser Bann aber gebrochen und Bildformate scheinen nur noch in Quadratmetern zu existieren. Ihren Weg an die Wand finden sie fast nur noch hinter Acryl kaschiert. Verloren geht damit, dass man Prints früher angefasst hat, drehen und wenden, sie fühlen und sogar riechen konnte.
- Fotos werden heute als Investition gekauft und da die teuersten auch gleich die mit der größten Wertsteigerung sind, ist der Besitz eines Werkes eines bekannten Fotografen zum Privileg einiger weniger wohlhabender Sammler geworden.
Kometenhafter Aufstieg von Fotobüchern
Fotoliebhaber, die keine sechsstelligen Budgets haben, sind daher in den letzten Jahren zu Fotobuchsammlern geworden. Das Fotobuch hat zu Recht einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Neben dem Preis hat es den Vorteil, dass man Bilder im Kontext eines Werkes sehen kann und dass man auch in einer 3-Zimmerwohnung einige hundert Bücher unterbringen kann.
Die Liebe zum Print, die vor allem Menschen verstehen dürften, die wie ich früher in der Dunkelkammer gearbeitet haben, ist aber bei all dem bestehen geblieben, auch wenn sie wirtschaftlich in weiten Teilen unmöglich wurde.
Umso mehr habe ich mich gefreut, als die Galerie Priska Pasquer vor ein paar Tagen anlässlich der Pieter Hugo Ausstellung drei Motive dieses Fotografen in speziellen Sammlereditionen angekündigt hat, das günstigste für 79 EUR!
Hier sind die Motive:
Pieter Hugo, from the series “Californian Wildflowers”, Untitled, 2014, San Francisco, Special Edition of 1,000, ca. 19 x 25 cm, 79,00 EUR
© Pieter Hugo, courtesy | PRISKA PASQUER
Pieter Hugo, from the series “Californian Wildflowers”, Untitled, 2014, San Francisco, Edition of 100, ca. 30 x 40 cm, 280,00 EUR
© Pieter Hugo, courtesy | PRISKA PASQUER
Pieter Hugo, from the series “Californian Wildflowers”, Untitled, 2014, San Francisco, Collector’s Edition of 25, ca. 60 x 80 cm, 1.400 EUR
© Pieter Hugo, courtesy | PRISKA PASQUER
Ich hab keine 2 Minuten gebraucht, mir das Bild mit dem Eis zu sichern und freue mich jetzt schon wie ein Schneekönig auf 'meinen' Pieter Hugo.
Für mich ist Wertsteigerung kein Kriterium. Die Freude, die mir ein echtes Foto eines Künstlers macht, überwiegt diesen Preis um ein Vielfaches. Und vielleicht ist das ein Weg, die Fotografie als Sammelobjekt wieder zu demokratisieren: Kleine Prints für die Wände normalsterblicher Menschen in offenen Editionen!
Ich würde mir gerne 50 Prints meiner Lieblingsfotografen kaufen und dabei 4000 Euro ausgeben, die ich mir für ein einzelnes Werk eher nicht leisten würde.
Mit diesem Modell ist Priska Pasquer, die mir sagte, dass sie damit 'wieder Prints an die Wände junger Sammler' bringen möchte, nicht allein. Die Magnum Fotoagentur hat neulich einen Flash Sale gemacht, wo es, wenn ich mich recht erinnere, für kurze Zeit für 100 Dollar ausgewählte Motive zu kaufen gab. Ich hab's leider verpasst, aber ich würde mich freuen, wenn dieses Modell Schule machen würde.
Die gut betuchten Fotosammler werden sich nicht an solchen kleinen Prints in großer Zahl stören. Mir geben diese aber die Freude am Print aus Künstlerhand zurück. Danke, Priska!
Die drei Motive sind hier erhältlich: http://edition.priskapasquer.com/sh/product/pieter-hugo-californian-wildflowers-special-edition/
Wenn Ihr mehr darüber wissen möchtet, wie man zum Fotografiesammler wird, schaut Euch auch diese Filme an: