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Der Fotokalender: Erfahrungen und Tipps

Heute möchte ich mal ein paar Gedanken zu einem Thema mit euch teilen, das mich seit vielen, vielen Jahren begleitet – der Fotokalender.

Wie viele von Euch wissen, organisiere ich mit dem FotoTV.-Team den ‚Karma-Kalender‘. Diesen publizieren wir nun seit 2002 für einen guten Zweck und haben damit um die 500.000 Euro an Spenden gesammelt. Ich hab nicht gezählt, aber er dürfte um die 40.000 mal gedruckt worden sein (Gesamtauflage über die Jahre). Im Wesentlichen wurden dafür Fotos meiner Reisen nach Indien, Burma, Bhutan und dieses Jahr Nepal verwendet. Zwei Auflagen haben wir mit Fotos von Thorge Berger bestritten, da ich nicht für neue Bilder nach Indien reisen konnte.

Ich kann also, glaube ich, auf eine Menge Erfahrung zu dem Thema zurückblicken und möchte dazu einige Gedanken mit euch als Fotografen teilen. Doch vorab noch etwas mehr Hintergrundinfo zum Karma Kalender.

 

Das Projekt:

2002 machte ich eine Motorradtour durch den indischen Teil des Himalaya. Ich hatte mir ein Jahr Auszeit genommen und reiste durch viele Länder. Mit dabei: Eine Coolpix 9000 von Nikon, eine der ersten Digitalkameras für ein breites Publikum. Die Kamera bestand aus zwei Teilen. An dem einen das Objektiv, am anderen ein kleiner Monitor.

Zu dieser Zeit gab es keine Handys mit Fotofunktion wie heute. Wenn ich ein indisches Kind fotografierte, staunte dies Bauklötze, wenn ich ihm sein Foto auf dem kleinen Monitor zeigen konnte! Besonders wild wurde es, wenn ich den Monitor in Richtung des Motivs drehte. Die Kinder konnten sich ‚im Fernsehen‘ sehen und drängten sich wie wild ins Bild, um sich selbst zu sehen. Ich musste teils nur noch auslösen und hatte Fotos, die vor Lebensfreude überquollen, auch wenn es sich dabei häufig um sehr arme tibetische Flüchtlingskinder handelte.

Beim Betrachten der Bilder kam dann die Idee auf, Kindern mit solchen Bildern zu helfen. Raus kam dabei der Karma-Kalender. Idee war, dass man ab 10 Euro Spende pro Kalender einen solchen erhielt und dieses Geld an die Organisation German Doctors ging.

Ein Freund baute mir eine Website, über die man den Kalender bestellen konnte und los gings.

Der Karma-Kalender hat wohl einen Nerv getroffen – jedes Jahr überlege ich mir, ob ich mir wieder die Arbeit mache und wenn dann weit über 30.000 Euro Spenden rauskommen, ist die Frage schnell beantwortet.

 

Fotokalender für Fotografen:

Was bedeutet das nun für Euch?

Erstens kann ich Euch nur ermuntern, mal zu überlegen, ob Ihr nicht auch auf Bildern sitzt, die man für einen guten Zweck nutzen kann. Wir machen uns teils solch riesigen Aufwand mit unseren Fotos, nur damit diese dann auf einer Festplatte oder in einem Instagram-Account rumdümpeln. Warum nicht mal einen Kalender auflegen und damit Spenden sammeln? Durch das Karma-Kalender-Projekt sind sicher mehr meiner Fotos gesehen worden als durch irgendeine andere Aktivität. Ich habe regelrechte Fans, die jedes Jahr nach dem nächsten Kalender fragen! Es ist sehr befriedigend zu wissen, dass meine Fotos gesehen werden und dass sie dabei sogar einen guten Zweck erfüllen!

Aber auch wenn es kein guter Zweck ist: Fotokalender sind wunderbare Geschenke. Ein eventuell digital ‚verschenktes‘ Foto wird vielleicht ein paar Sekunden angesehen, bevor es in einem Verzeichnis auf einer Festplatte verschwindet, die wiederum nach einigen Jahren im Elektroschrott landet.
Ein Fotokalender hingegen ist schnell aufgehangen: Sei es im Büro, am Kühlschrank oder an einem freien Plätzchen Wand. Und dort wird dann jedes Motiv einen Monat lang x-fach betrachtet. Wahrscheinlich in Summe länger als das Fotomotiv eines Meisters in einer Ausstellung, die man besucht!

 

10 Tipps zu Fotokalendern:

1. Ein Kalender wird oft aus der Ferne angesehen. Nehmt Motive, die ‚einfach‘ sind. Sie müssen schnell verstanden werden und Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

2. Wenn ihr sehr ruhige Motive habt, dann kompensiert das durch möglichst große Kalender, damit sie gesehen werden.

3. Die größte Arbeit an einem Kalender sind das Kalendarium und das Design. Und daran scheitert man schnell. Ich würde euch raten, hier auf fertige Vorlagen von Anbietern zu setzen. Auf Fotokalender.com zum Beispiel findet ihr unglaublich viele und professionell gemachte Vorschläge. So was kriegt man selbst nur mit viel Mühe hin und es braucht viel Zeit. Und Vorsicht: Ein Kalendarium zu setzen ist fehleranfällig … Wer es trotzdem selbst machen will – wir haben eine Tutorialstrecke über Indesign mit dem man so was gut machen kann.

4. Kalender dienen häufig dazu, Feiertage zu suchen. Die sollten eingetragen werden können.

5. Eine weitere Funktion von Kalendern kann es sein, Urlaube, Termine und Geburtstage zu planen. Wenn Ihr einen nützlichen Kalender machen wollt, lasst Platz für solche Einträge! Auch hier gibt es fertige Layouts für Terminkalender und Familienkalender. Hier seht ihr ein Beispiel für einen Familienkalender mit zugegeben sehr großem Kalendarium, in dem man viel notieren kann:

6. Der beste Termin für den Verkauf oder das Verschenken von Kalendern ist – kaum überraschend – die Zeit vor Weihnachten.

7. Bedenkt, dass die Größe des Kalenders auch direkte Auswirkungen auf mögliche Versandkosten hat. Groß ist zwar toll, wenn ihr aber viele Kalender verkauft, geht das richtig ins Geld.

8. Bzgl. der Bepreisung hat es sich bei meinem Projekt als gut herausgestellt, einen Mindestspendenbetrag anzusetzen und den Beziehern freizustellen, mehr als diesen zu spenden. Sehr viele tun das!

9. Ich ermittle immer die Auflage so, dass die Leute ab Anfang September auf der Website eintragen können, wie viele sie haben wollen. Nur so viele – plus eine kleine Menge für Nachzügler – bestelle ich auch, damit keine weggeworfen werden müssen.

10. Der Vertrieb über eine Website hat einen riesen Vorteil: Ihr habt die E-Mail-Adressen der Besteller und könnt sie nächstes Jahr wieder ansprechen!

 

Habt ihr ein Fotokalender-Projekt? Ihr könnt euch mit Fragen gerne an mich wenden. Zusammenfassend macht es viel Freude, kann einem guten Zweck dienen und gibt euren Bildern eine Reichweite und Aufmerksamkeit, die sie sonst vielleicht nicht bekämen!

Viel Spaß mit eurem Fotokalender, wünscht euch,

Euer Marc

18. Mai 2022 - 11:22

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