Sensual & Soft: Sinnlicher Akt - Boudoir Stil inbegriffen
Sensual & Soft: Sinnlicher Akt - Boudoir Stil inbegriffen
Sinnlichkeit ist ein subjektiver Begriff. Daher hängt die Herangehensweise an die Gestaltung Deiner sinnlichen Fotografie von Deinem eigenen künstlerischen Gefühl und der Art und Weise ab, wie Du Deine Arbeit vermarkten/präsentieren willst.
„Sinnlich“ ist zudem ein Synonym für die „Boudoir Fotografie“ und im Umkehrschluss enthält die Boudoir Fotografie natürlich grundsätzlich sinnliche/weiche Elemente.
Weiche Lichtqualität ist entscheidend
Wichtig ist zweifelsohne der Charakter des Lichts - man kann das auch mit Qualität umschreiben. Wie auch immer, das Licht muss für diesen Look sehr weich (schattenarm) sein.
Es spielt keine Rolle, ob die Serie mit Tageslicht, Blitz oder mixed entsteht, hauptsache die Beleuchtung ist schmeichelnd und gleichmäßig.
Die Serie hier habe ich on location fotografiert und die eigentliche Idee war einfallendes Tageslicht mit gestreutem Blitzlicht zu kombinieren, um so eine schöne Balance und Raumausleuchtung hinzukriegen.
Unglücklicherweise hat’s an diesem Tag geregnet und das natürliche Licht war schlicht zu schwach für die ganze Szene. Also musste ich voll auf meinen Blitz setzen...
Blitzlicht & Softbox: Nicht immer weich genug
Das Blitzlicht (egal welches Gerät) erzeugt aber grundsätzlich ein hartes Licht (bzw. Schatten), was so überhaupt nicht dem Charakter dieses Looks entspricht.
Bouncen konnte ich nicht, da die Wände mit ihren verschiedenen Farben einen schönen Farbtemparatur-Salat angerichtet hätten. Und die Decke war dunkelbraun holzvertäfelt.
Also kam mein größter Lichtformer am Set zum Einsatz: eine Octo 120.
Das Problem, das sich nun darstellte, war die eher geringe Distanz der Blitzlampe zum Model. Der Lichtkegel war einfach nicht breit genug, um eine weiche, große Lichtwolke zu kreieren.
Was tun?
Trick 17: Der Duschvorhang
Bei meinem Freund und Fotografen Michael Zelbel habe ich mal gesehen, dass er Duschvorhänge sehr gekonnt und formidabel einsetzt, um der Lichtquelle jegliche Härte zu nehmen ( = Licht zerstreuen).
Seit diesem Zeitpunkt habe ich immer 2 billige Ikea-Plastik-Duschvorhänge in meinem Lichtset griffbereit, um gegebenenfalls eine Lichtwand bauen zu können :-)
Natürlich schlucken die recht viel Lichtpower, aber das spielt bei der Arbeit mit Monolights nun wirklich keine Rolle...
Also kam ich zu folgender Lichtsetzung:
1. Octobox (120 cm), die eine erste Diffusion liefert.
2. Duschvorhang davor, der das Licht definitiv weichzeichnet und gleichzeitig ein größeres Volumen produziert (= flächenhafte Lichtquelle).
Ich wählte zusätzlich eine höhere ISO-Zahl und hatte damit die perfekte Kombination, das schwache Tageslicht und die künstliche Lichtwolke in eine Lichtfülle zu verschmelzen.
Nachfolgend möchte ich im Detail auf das Posing, die damit verbundene Komposition und die daraus entstehenden Emotionen eingehen.
Die bewusste Steuerung des visuellen Konzepts (das den Look ja schlussendlich definiert) mit dem richtigen Bildausschnitt und dem entsprechenden Objektiv ist „key“.
Posing: Das „Model-im-Mittelpunkt-Konzept” – Teil 1
Damit die Posen so sanft, weich und rund wie möglich erscheinen platzierte ich Model Kristina liegend mit dem Gesicht nach oben auf dem Bett und mache ein paar Aufnahmen in weicheren und entspannteren Posen.
In diesem Look versuche ich das Model visuell so isoliert wie möglich einzufangen. Die Szene besteht hauptsächlich aus den Formen, Expressionen und Linien der abzubildenden Person.
Gestaltung: Das „Störfaktoren-entfernen-Konzept”- Part 1
Posing und die Bildgestaltung aber sehr eng miteinander verbunden. Daher möchte ich an dieser Stelle bereits einen kleinen Paragrafen über die Bildgestaltung einfügen, bevor ich im Anschluss mit weiteren Ausführungen zum Posing fortfahre.
Wie wir hier sehen können, habe ich auf dem ersten Testbild diese Stäbe vom Bettgestell im Hintergrund. Die Stäbe erzeugen ein sehr starkes rhythmisches Muster, das in keinster Art und Weise zu den weichen fließenden Formen und den hellen Styling-Farben passt - diese Stäbe müssen verschwinden!
Erste Verbesserung: Ich werde von weiter oben schießen.
Das Ergebnis zeigt: Die störenden Elemente sind weg. Allerdings habe ich nun ein anderes kleines Problem mit dem Boden im Hintergrund - aber auch den habe ich wegbekommen, wenn ich mit längerer Brennweite schoss.
Kristina schaute direkt in die Kamera und das ist schon ziemlich aufreizend. Aber mir erschien dieser direkte Blickkontakt zu stark für einen sinnlichen, verträumten Look - ich bat sie darum, dies für die weiteren Aufnahmen dieser Serie entsprechend zu ändern.
Posing: Das „Model-im-Mittelpunkt-Konzept” – Teil 2
Nun zurück zum Posing mit Schwerpunkt auf Stimmung und Bildaussage. Ich begann die Serie mit Aufnahmen aus 3 verschiedenen Blickwinkeln, damit Ihr hier sehen, fühlen und beurteilen könnt, was es für einen Unterschied macht, wenn das Model nicht direkt in die Kamera schaut.
Die obigen Bilder liefern nun 2 völlig unterschiedliche Botschaften, was die Mimik des Models bzw. die Bildaussage betrifft - und das obwohl diese alle aus der gleichen Position heraus mit demselben Licht aufgenommen wurden.
Wie Ihr auf Bild 1 sehen könnt, entsteht ein aktives Bild, wenn das Model direkt in die Kamera schaut. Sobald das Subjekt die Augen schließt oder in eine andere Richtung schaut (Bild 2), intensiviert sich der weiche Look, da wir das Model nun beobachten und keinen direkten Blickkontakt mit ihm haben.
Gestaltung: Das „Störfaktoren-entfernen-Konzept”- Part 2
Die Posen und Mimik waren also sehr gut vorbereitet und ganzheitlich umgesetzt. Die ganze Aufmerksamkeit galt nun dem zweiten Element der Bildkomposition: Der Tiefenschärfe.
Um die Weichheit weiter zu verstärken, ging ich an diese Szene mit einer längeren Brennweite heran - im Gegenzug beeinflusste ich damit die Tiefenschärfebereich schon mal grundsätzlich. Ich musste mich weiter vom Model entfernen und nochmals präziser an der Pose arbeiten, da von nun an jeder Zentimeter zählte.
Meine 80-200 mm Linse bietet mir mit einer Blende von durchgehend 2,8 die Möglichkeit, mit einer sehr offenen Blende und daraus resultierend geringer Tiefenschärfe zu arbeiten.
Ebenso kann ich nun mit der längeren Brennweite die Achse und den Ausschnitt so bestimmen, dass der Fußboden in den Aufnahmen verschwindet.
Als letzte Variante für diese Aufnahmen - und um die Weichheit und Kurven noch weiter zu unterstreichen - hatte ich Kristina darum gebeten, ihren BH auszuziehen, damit wir ein paar angedeutete Aktaufnahmen machen können. Ohne den BH haben wir keine störenden Linien mehr und daher ist jetzt alles wirklich weich und rund…
Fazit
Weiches, schattenfreies Licht (erzeugt ohne viel technischen Aufwand) und eine bewusste Komposition kombiniert mit sanftem Styling sind die Hauptmerkmale dieses Looks.
Soft, verführerisch, klassisch angehaucht und elegant.
Der „detaillierte“ Film dazu
Eine komplette Schritt-für-Schritt Umsetzung, die detaillierte Lichtführung, alle Tipps zum Thema Styling, Beautyfying & Posing sowie zur Bildkomposition und „Look-Erweiterung“ findest Du in meinem Anleitungsvideo hier auf FotoTV.
16 Minuten sinnlich-softe (Akt-)Fotografie zum Replizieren!
Alle hier gezeigten Fotos und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
Weitere Film mit Dan findet Ihr hier: