Riesen Bilder aus dem iPhone?
Weihnachten naht. Und damit häufen sich bei mir wie in jedem Jahr die Anfragen aus dem nicht-fotoaffinen Umfeld zu einer immer gleichen Frage: "Kann ich von diesem Foto ein großes Bild drucken?" Dabei wird mir meist ein iPhone vor die Nase gehalten.
Eigentlich würde ich dann reflexmässig antworten wollen, dass es auf die Auflösung und den Betrachtungsabstand ankommt. Aber stimmt das? Gibt es nicht weitere Einflussfaktoren?
Zum einen ist die Sensorgröße eines Handys bei gleicher Megapixelzahl im Vergleich zu einer Kamera viel kleiner. Hat das Auswirkungen?
Dann Software: im Handy wird anders als bei RAWs geschärft, teilweise mit HDR gearbeitet und sonst wie optimiert.
Und schließlich: Komprimierung. Wie stark komprimiert eigentlich ein iPhone? Kurz mal nachgesehen und festgestellt, dass neuere iPhone in einem neuen Format abspeichern: .heic oder .heif und angeblich nur noch halb so groß wie jpeg. Hmmmmm.
Ein Blick in die Originaldatei ist nicht sooo erhellend, denn erstens kommt es ja auf den Vergrößerungsfaktor an, der leider nicht anzeigt, welcher Druckgröße das entsprechen würde und dann sitzt man ja am Rechner wiederum näher als man später ans Bild geht.
Um die Sache vollends kompliziert zu machen: Zu Weihnachten verschenken viele gerne Leinwände statt Papierprints, weil die groß und günstig sind und keinen weiteren Rahmen brauchen. Nun ist aber eine Leinwand ein recht grobes Material, was sicher anders auflöst als ein Fineart Inkjet Print.
Also wie jetzt die Frage beantworten? Als ich sie dieses Jahr zum ersten mal gestellt bekam, trudelte gerade eine Anfrage eines Druckdienstleisters (MeinXXL.de) ein, ob wir nicht einen Review von ihren Produkten machen wollten. Normalerweise lehne ich das ab, weil wir kein Testlabor sind und weil hier eigentlich implizit eine Lobhudelei gekauft wird.
Da ich aber gerne mal die Frage nach der möglichen Druckgröße von iPhone Bildern richtig beantworten möchte, habe ich einfach nachgefragt, ob ich auch zwei Leinwände testen könnte :-) Ich hab den Hintergrund erklärt und die Leute von meinXXL fanden das Thema spannend und haben zugesagt.
Als Testmotiv habe ich ein typisches Weihnachtsmotiv meiner Frau mit Nachwuchs gewählt. (Auch mir passiert es, dass ich mal keine Kamera zur Hand habe und dass dabei ein Bild entsteht, was man dann doch sehr gern hat.) Fotografiert und bearbeitet im Handy. (Seht dazu meinen Film über meine Lieblingsbearbeitungsapp Snapseed).
Weil ich nicht jede Größe testen konnte, habe ich mich für zwei Größen entschieden: Einmal 40x60, was mir diverse Printgrößenrechner im Internet als ideal für 12 Megapixel empfohlen haben. Und dann wollte ich es wissen und bin mal mit 75x100 auf ein riesen Format gegangen.
Die Bestellung war extrem schnell gemacht. Das Interface von meinXXL ist super simpel und einfach gehalten. Bild hochladen, Größe auswählen, Zahldaten eingeben.
Die Lieferzeiten waren auch sehr kurz, innerhalb einer Woche stand mein Foto auf Leinwand hier im Büro. Ich würde allerdings vor Weihnachten ein wenig mehr Zeit einkalkulieren, dem Hörensagen nach werden die Druckdienstleister vor Weihnachten an ihre Kapazitätsgrenzen gedrückt.
Jetzt mal zu den Ergebnissen.
Die beiden Druckgrößen im Vergleich seht ihr hier:
Eine erste Erkenntnis vor jeder Qualitätseinschätzung: 40x60 klingt für mich nicht so anders als 75x100, aber wenn man den Unterschied sieht, ist er erheblich. Der Taschenrechner verrät dann schnell, dass das große Bild rund 3x größer ist als das kleinere!
Wie sind die Ergebnisse nun einzuordnen?
Man schaut als Fotobegeisterter natürlich auch mal aus der Nähe auf die Prints und da zeigt sich, dass 75x100 mit den Daten eines iPhones grenzwertig ist. An einigen Stellen sieht man Kompressionsartefakte und feine Details in den Haaren oder auf der Haut gehen verloren.
Was man allerdings auch sagen muss: Bei solch einer Bildgröße geht man unwillkürlich etwas zurück, um das Bild besser zu erfassen. Der Betrachtungsabstand, der für so eine Bildgröße empfohlen wird, beträgt rund 3 Meter.
Und siehe da: Wenn man drei Meter Abstand zum Bild einnimmt, sieht man diese Fehlerchen nicht mehr.
Frei von solchen Erwägungen ist das Format 40x60. Selbst wenn man sich diesem auf einen Meter nähert, sieht man keine Artefakte. Man beginnt dann zwar die Leinwandstruktur des Bildes zu sehen, diese kaschiert aber mögliche fehlende Details, weil sie den Eindruck eines gemalten Bildes unterstreicht.
Was ist nun das Fazit und die Empfehlung?
- Vorangestellt: Ich habe hier keinen wissenschaftlichen Test gemacht, sondern zwei Ergebnisse angesehen und verglichen :-)
- Ja, man kann Handyfotos in sehr ordentlicher Qualität auch in größeren Größen drucken
- Wie extrem groß man gehen will, hängt tatsächlich vor allem vom Betrachtungsabstand ab. Der kaschiert auch Artefakte, wenn man weit genug entfernt ist. Ein Bild an der Wand über einem Sofa, von dem man auch noch durch einen Couchtisch getrennt ist, darf sogar 75x100 sein, ohne, dass man etwas an der Qualität aussetzen wird.
Auch diese Aussagen können nur eine Richtschnur sein. Es gibt ja auch immer noch Faktoren vor Ort:
- Wird das Bild nur Abends bei wenig Licht gesehen oder hängt es in praller Sonne?
- Hat es extrem feine Details, auf die es ankommt? Dann sollte man Leinwände eher meiden und lieber auf Prints gehen.
- Und zu guter Letzt: Wer betrachtet das Bild? Ich hab die beiden meinen Eltern gezeigt und die fanden natürlich die riesen Format beeindruckend und haben nicht ansatzweise über Printqualität nachgedacht........
In Summe war ich erstaunt, was man aus einem Schnappschuss des iPhones an Qualität holen kann. Die damit möglichen Prints auf Leinwand erreichen eine Größe, die sie definitiv weihnachtstauglich machen.
Infos zum Test:
Gedruckt wurde mit den Standardeinstellungen von MeinXXL in 40x60 und 75x100
Die Prints wurden uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Anbieter hat uns eine Angebotsseite für unsere Zuschauer gegeben, wo man Prints zu folgenden Preisen machen kann:
Der Link zu dieser Seite lautet: http://bit.ly/2JeX66T
Mit dem Link wird getrackt, dass Ihr über unsere Seite kommt, wie erhalten aber keine Provision auf Eure Käufe.
Hier nochmal der Beitrag zur Bildbearbeitungsapp Snapseed
Übrigens: Zur Smartphone-Fotografie gibt es bei uns einen kompletten Kurs mit insgesamt 16 Videos zu allen Themen:
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